Deutsche Siege beim Boulder-Weltcup in Innsbruck - Stöhr Zweite
Die Tirolerin Anna Stöhr wurde nach vier Siegen erstmals in dieser Saison geschlagen.
Von Roman Stelzl
Innsbruck - Innsbruck – Durch die Straßen im Herzen Innsbrucks und den voll gefüllten Marktplatz donnert an diesem Samstagabend laute Musik. Die letzten der über 4000 Zuschauer, die keinen Platz auf dem abgesperrten Gelände gefunden haben, scharen sich zur Dämmerstunde an den Gittern – und ein hoher, schriller Schrei läutet das ein, was jetzt, kurz nach 21.30 Uhr, an der letzten Wand (Boulder) entschieden wird: Der Damen-Sieg im Weltcup von Innsbruck.
Mittendrin in der Entscheidung hängt Anna Stöhr. Die Innsbruckerin ist jene Frau, die in dieser föhnig warmen Frühlingsnacht Geschichte schreiben will. Fünf Weltcup-Siege in Folge, das war noch keiner Boulderin gelungen. Mit vier Saisonsiegen im Gepäck lag alles bereit, um das zu ändern. Hier, in ihrer Heimatstadt, zwölf Radminuten von zuhause entfernt.
Doch dann glich schon der erste Auftritt der 25-jährigen Innsbruckerin einer Schrecksekunde: Beim ersten Boulder – ein Sprung aus dem Stand als Start – rutschte Stöhr ab, landete unsanft auf der blauen Matte. Ein Raunen wanderte durch die Menge. Und ein starker Auftritt der Deutschen Julianne Wurm, die 2010 in Innsbruck Vize-Europameisterin geworden war, tat das seinige dazu.
Fehler Eins jagte wie ein lauter Weckruf durch die Adern Stöhrs – und das, was nun kam, glich jener Vorstellung, die einer Doppelweltmeisterin gebührt. Jener Vorstellung, die sich die Fans erwartet hatten. Stöhr meisterte Boulder Zwei und Drei, heizte breit lächelnd das Publikum während ihrer Kraftakte an – und marschierte, dem Rekord stets nahe, in den Showdown.
Ihr Lebensgefährte Kilian Fischhuber war inzwischen an Boulder Eins und Zwei souverän nach oben geklettert. Boulder Nummer Drei wollte aber kein Freund des 29-jährigen Studenten aus Innsbruck werden und so war nach dem starken Auftritt des Deutschen Jan Hojer klar: Fischhuber, fünffacher Gesamt-Weltcupsieger, wird seinen Sieg aus dem Vorjahr nicht wiederholen. Hojer gewinnt, Fischhuber wird Dritter.
„Das war ein guter Wettkampf heute, ich bin zufrieden“, sagte er noch schnell, ehe ihm seine Pollenallergie drei Nieser aus der Nase kitzelte.
Als Wurm ihren letzten Boulder kurz darauf auf Anhieb bezwang, war sogleich klar: Stöhr würde den Weltrekord von fünf Siegen in Folge nicht brechen. Die Innsbruckerin belegte den zweiten Platz – Wurm ergatterte ihren ersten Weltcup-Triumph. Und so wurde Innsbruck zur Kulisse eines deutschen Doppelsiegs. Nicht zur Machtdemonstration der starken Österreicher.
„Ich gönne Wurm diesen Sieg von ganzem Herzen“, sagte Stöhr. Und, ja, es sei ein gewonnener zweiter, kein verlorener erster Platz. „Wieso auch? Ich mache mir nichts aus Rekorden“, lautete das Fazit der Sportstudentin.
Jakob Schubert, Sieger von Kitzbühel, wurde indes Siebenter. „Eine sehr große Enttäuschung“, meinte der Innsbrucker. Nach einer Stärkung beim Mexikaner bei der Entscheidung schlüpfte er in die Rolle des Zuschauers.
Endstände des Boulder-Weltcups der Sportkletterer am Samstagabend in Innsbruck
Frauen: 1. Juliane Wurm (GER) - 2. Anna Stöhr (AUT) - 3. Akiyo Noguchi (JPN). Im Halbfinale ausgeschieden: 10. Katharina Saurwein - 16. Katharina Posch (beide AUT)
Männer: 1. Jan Hojer (GER) - 2. Dimitri Scharafutdinow (RUS) - 3. Kilian Fischhuber (AUT). Im Halbfinale ausgeschieden: 7. Jakob Schubert - 15. Lukas Ennemoser - 17. Mario Lechner (alle AUT) (APA)