Papst feiert Pfingstmesse und appelliert an Einheit und Harmonie
Feierliches Pfingstfest in Rom: Papst Franziskus zelebriert die Messe vor der Menschenmenge auf dem Petersplatz.
Vatikanstadt - Papst Franziskus hat die katholische Kirche bei der Pfingstmesse auf dem Petersplatz in Rom erneut zu Einheit und Harmonie aufgerufen. Sich in Parteilichkeiten zu verschließen, führe zu Spaltung und Konflikt, sagte Jorge Mario Bergoglio am Sonntag vor etwa 200 000 Pilgern und Mitgliedern geistlicher Bewegungen und Laiengruppen. Der Geist der Einheit bedeute, „in und mit der Kirche“ zu leben, so Franziskus, der sich der Menge auf dem Petersplatz in roten liturgischen Gewändern präsentierte.
In seiner Predigt kam der Papst auf seine Kernthemen Neuheit, Harmonie und Mission zurück. Das Neue mache immer ein wenig Angst, deshalb folge man Gott oft „nur bis zu einem gewissen Punkt“, denn man wolle alles selbst unter Kontrolle behalten. Es gehe aber darum, sich nicht ängstlich zu verschließen, sondern offen zu sein für die „Überraschungen Gottes“.
Er bekräftigte auch seine Aufforderung an die Katholiken, „die Türen zu öffnen und hinauszugehen, um die Freude des Glaubens, die Begegnung mit Christus zu übertragen.“
Bereits am Vorabend hatte Franziskus ein großes Glaubensfest auf dem Platz vor dem Petersdom gefeiert. Dabei rief er in einer langen und weitgehend freien Ansprache zu Mut und Geduld bei der Weitergabe des Glaubens und zu einer „Kultur der Begegnung“ auf.
Die herrschende „Kultur der Trennung, der Fragmentierung und des Konflikts“ solle überwunden werden. Kirche und Christen dürften sich nicht in ihren Gemeinden, in ihren Bewegungen oder im Freundeskreis verschließen. Sie müssten das Evangelium vielmehr konsequent leben und bezeugen.
Papst Franziskus hatte am Samstagabend vor mehr als 200.000 - meist jungen - Katholiken aus mehr als 50 Ländern auf dem Petersplatz daran erinnert, dass jeder Mensch Abbild und Kind Gottes ist. Der Einsatz für Religionsfreiheit müsse alle gelten, nicht allein den verfolgten Christen, „weil alle Kinder Gottes sind“, sagte er laut Kathpress.
An dem Glaubensfest im Rahmen des „Jahres des Glaubens“ nahmen Vertreter von 150 Gruppierungen aus aller Welt teil.
Die heutige Krise in der Welt sei nicht nur eine Wirtschafts- und Finanzkrise, sondern vor allem eine Krise des Menschen, dessen Interessen nicht genügend geachtet würden. Wenn es den Banken heute schlecht ginge oder Kurse abstürzten, gelte das als Tragödie. Wenn jedoch Kinder hungerten oder Arbeiter tödlich verunglückten, beunruhige das nicht.
Eine „arme Kirche für die Armen“ trete einer solchen Mentalität entgegen, unterstrich der Papst. Zugleich hob Franziskus hervor, dass die Kirche keine politische Gruppierung und keine NGO sei, und auch nicht nur auf Effizienz ausgerichtet sei.
In seiner Antwort auf vier Fragen von Teilnehmern rief der Papst dazu auf, den christlichen Glauben mit Mut und Geduld zu verkündigen. Heute gebe es mehr Märtyrer als in den ersten christlichen Jahrhunderten. Aber Martyrium sei nie ein Scheitern, sondern die höchste Weise des christlichen Zeugnisses.
Der Papst räumte ein, dass Religion mitunter für politische und soziale Belange missbraucht werde. „Aber der Christ muss auf Böses mit Gutem antworten“. Mit Nachdruck rief der Papst zum Gebet für die verfolgten und leidenden Christen auf. „Wir müssen Religionsfreiheit für alle verteidigen“, sagte er. (APA/dpa)