Syrien bringt angeblich Raketen gegen Israel in Stellung
Die syrische Armee habe Raketen des Typs „Tishreen“ gegen Israel in Stellung gebracht. Entsprechende Vorbereitungen wurden von Überwachungssatelliten registriert.
Damaskus – Syrien hat einem Zeitungsbericht zufolge seine modernsten Raketen gegen Israel in Stellung gebracht. Die syrische Armee habe Anweisung, die Boden-Boden-Raketen des Typs „Tishreen“ auf Tel Aviv abzufeuern, sollte Israel erneut ein Ziel in Syrien angreifen, schreibt die britische „Sunday Times“.
Überwachungssatelliten hätten entsprechende Vorbereitungen der syrischen Regierungstruppen von Bashar al-Assad registriert. Die Aufstellung der Raketen, die jeweils eine halbe Tonne Sprengstoff transportieren könnten, bedeute eine erhebliche Verschärfung der gespannten Lage in der Region, heißt es in dem Bericht.
Israel auf jedes Szenario in Syrien vorbereitet
Israel verfolge die Lage im nördlichen Nachbarland aufmerksam und sei „auf jedes Szenario vorbereitet“, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er sieht die Nahostregion angesichts des blutigen Bürgerkriegs in Syrien im Ausnahmezustand. „Der Nahe Osten befindet sich in einer der heikelsten Phasen seit Jahrzehnten und im Zentrum steht die immer weiter eskalierende Krise in Syrien“, sagte der 63-Jährige am Sonntag während der wöchentlichen Kabinettssitzung.
Die Lieferung hochmoderner Waffen an die libanesische Hisbollah-Miliz und Terrororganisationen soll verhindern werden, sagte Netanjahu weiter. „Die israelische Regierung geht verantwortlich, entschlossen und überlegt vor, um das wichtigste Interesse des Staates Israel zu gewährleisten - die Sicherheit seiner Bürger.“
Experte: Syrische Reaktion auf israelischen Angriff ist möglich
Die Wahrscheinlichkeit eines Gegenangriffs Syriens oder seiner Verbündeten steigt nach Einschätzung eines israelischen Experten mit jedem neuen Angriff Israels. „Es handelt sich hier um immer weiter steigenden Druck auf die syrische Führung sowie ihre Verbündeten - Hisbollah und den Iran“, sagte Shlomo Brom vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv.
Einen Bericht der „Sunday Times“, demzufolge Syrien seine modernsten Raketen angriffsbereit gegen Israel in Stellung gebracht hat, hält Brom jedoch für unglaubwürdig. „Sie sind bekannt für solche Räuberpistolen.“ Das Blatt könne nicht wissen, was der syrische Machthaber Baschar al-Assad genau plane, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag.
Er selbst gehe aber durchaus davon aus, dass bei weiteren Angriffen Israels in Syrien die Belastungsgrenze erreicht sei und es dann zu einer Reaktion kommen könnte. „Israel kann nicht davon ausgehen, dass es schon dreimal angegriffen hat und nichts passiert ist, und dass es deshalb wieder angreifen kann“, sagte Brom. „Ob es jetzt aber eine Reaktion nach einem, zwei oder drei weiteren Angriffen gibt, das kann ich nicht sagen.“
Drei Angriffe auf Syrien
Die israelische Luftwaffe hatte vor zwei Wochen zum dritten Mal in diesem Jahr Ziele in Syrien angegriffen. Nach Medienberichten galt der Angriff einer Waffenlieferung des Irans an die Hisbollah.
Israel hatte Assad zuvor nach Informationen der „New York Times“ mit dem Sturz gedroht, sollten er oder die mit ihm verbündete libanesische Hisbollah auf einen möglichen neuen Angriff Israels reagieren.
Netanyahu konnte den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag bei einem Besuch in Moskau nicht davon abbringen, hochmoderne Waffensystem an Syrien zu liefern. Diese sollen unter anderem S-300-Raketensysteme sowie Schiffsabwehrraketen vom Typ „Jachont“ umfassen. Israel befürchtet, Syrien könnte solche Waffen in einem künftigen Konflikt gegen den jüdischen Staat einsetzen.
„Vorbereitungen für einen groß angelegten Einsatz“
Bei schweren Angriffen auf die syrische Rebellenhochburg Qusayr sind am Sonntag nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mindestens 13 Menschen getötet worden. Die syrische Armee habe seit dem frühen Morgen heftige Angriffe auf die Stadt Qusayr geflogen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Daneben habe es heftiges Artillerie- und Mörserfeuer gegeben. Mindestens 13 Menschen, darunter Rebellen, seien getötet worden. „Es scheint, als seien dies die Vorbereitungen für einen groß angelegten Einsatz“, sagte der Vorsitzende der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
Die syrische Armee versucht seit Wochen mit Unterstützung der schiitischen libanesischen Hisbollah-Miliz und anderen regierungstreuen bewaffneten Gruppen, die Stadt Qusayr unter ihre Kontrolle zu bringen. Diese ist seit mehr als einem Jahr in der Hand der Rebellen. Zuletzt hatten die Truppen von Staatschef Bashar al-Assad mehrere Ortschaften in der Umgebung von Qusayr eingenommen.
Im syrischen Bürgerkrieg wurden seit März 2011 nach Angaben der Beobachtungsstelle mehr als 94.000 Menschen getötet. Die Rebellen fordern den Rücktritt Assads. Dieser erteilte der Forderung am Samstag in einem Interview mit argentinischen Medien erneut eine klare Absage. Beschuldigungen, seine Regierung habe Chemiewaffen eingesetzt, stellte Assad als unglaubwürdig dar. (APA/dpa)