Windmessungen sollen Klarheit bringen
Das Landecker Windpark-Projekt kommt auf den Prüfstand: Experten sprachen sich am Venet für Messungen auf dem TV-Turm in 80 Metern Höhe aus.
Von Helmut Wenzel
Landeck, Zams, Fließ –Seine Pläne sind in allen Details ausgetüftelt und von heute auf morgen baureif. Ob die Vorleistungen des Landecker Windpark-Initiators Günter Kramarcsik mit der Realisierung seines Projekts am Venet honoriert werden, hängt vom Windpotenzial ab. Das hat kürzlich der Experte Andreas Krenn von der Energiewerkstatt Oberösterreich beim Energiekongress in St. Anton erklärt.
Krenn, Kramarcsik und Tirols Energiebeauftragter Stephan Oblasser haben auch einen Lokalaugenschein beim geplanten Windpark-Standort am Venet gemacht. Ziel der Exkursion war es, den Standort für die notwendigen einjährigen Windmessungen zu prüfen. Krenn, der dazu auch ein Beurteilungsprotokoll verfasst, verriet gestern Mittwoch: „Die Messungen zur Erfassung des Windpotenzials können am Fernsehturm in 80 Metern Höhe gemacht werden.“ Er sei zuversichtlich, dass ein Schwellwert von 5,5 Metern pro Sekunde erreicht bzw. überschritten wird. Die Kosten sollen bei 10.000 bis 15.000 Euro liegen, wie der Experte bestätigte. Aus den Gemeinderäten von Landeck, Zams und Fließ liegen Zusagen für eine Kostenbeteiligung vor. Bei den übrigen Rahmenbedingungen für den möglichen Bau der Windparkanlage – etwa Zufahrtsstraße und Netzableitung – sehe er kein Problem, sagte Krenn.
Ein ähnliches Resümee zieht auch Oblasser. Knackpunkt für die Realisierung des Venet-Windparks werde nicht der Naturschutz sein, sondern vor allem die Wirtschaftlichkeit. „Im Windatlas Austria weist das Gebiet nicht das erforderliche Potenzial aus. Genau das ist zu hinterfragen, weil wir es mit einer komplexen Region und Thermik zu tun haben“, sagte Oblasser. Er bezweifle, dass die Messungen in 3200 Metern Höhe im Kaunertal auf den Venet „hochgerechnet“ werden können. Im Kaunertal war übrigens „Flaute“ mit weniger als fünf Metern pro Sekunde. Oblasser plädiert, die Messungen am Venet rasch durchzuführen. Ein erstes aussagekräftiges Zwischenergebnis könne man frühestens in einem halben Jahr erwarten.
Initiator Kramarcsik will die Windmessungen in den kommenden Tagen – nach Eintreffen des Standortprotokolls – ausschreiben. Nicht nachvollziehbar ist für ihn die Position der Wirtschaftskammer Landeck – Obmann Toni Prantauer hatte sich mehrfach gegen den Venet-Windpark ausgesprochen. Kramarcsik erinnert an die Umfrage der Wirtschaftskammer Tirol vom 15. September 2012: Demnach sprechen sich 69,8 Prozent der Tiroler Bevölkerung für die Windkraft aus. Stefan Garbislander von der Wirtschaftskammer bestätigte: „Wir haben dazu eine Befragung mit 500 Personen gemacht.“ Heuer im April waren sogar 77 Prozent der Meinung, dass Windkraft in Tirol forciert werden soll.