Chancen auf den Sommerjob erst ab 18 Jahren
Trotz Dauerregen: Meteorologisch betrachtet begann gestern der Sommer. Beim Run auf Tiroler Ferialjobs sind 16-/17-Jährige die Verlierer.
Von L. Pircher, B. Warenski
Innsbruck, Wien, Klagenfurt – Auch wenn der meteorologische Sommerbeginn gestern ins Wasser gefallen ist, denken die Tiroler schon an den Sommer. Allen voran sind es die Jugendlichen, die jetzt besonders stark um einen möglichen Ferialjob buhlen. Sieht man von un- bzw. gering bezahlten Fundraising-Jobs (Sammeln für das Rote Kreuz etc.) ab, sind momentan 350 offene Ferialstellen beim InfoEck des Landes gemeldet – das ist die Anlaufstelle in Sachen Sommerjob. Die Zahl der offenen Jobs mag auf den ersten Blick gut klingen, dennoch: „Es gibt mehr Anfragen als Jobs, zudem gibt es die meisten Angebote aus der Gastronomie“, sagt die Leiterin Andrea Waldauf. Besonders wenig Chancen auf ein sommerliches Dazuverdienen haben in Tirol unter 18-Jährige: Vor allem Betriebe der Gastronomie würden Volljährige bevorzugen, weil hier die strengen Regeln der Jugendbeschäftigung kein Thema mehr sind. Waldauf: „Für die Betriebe ist es einfacher, mit Älteren zu arbeiten, Jüngeren bleibt oft nur die Chance auf unbezahlte Praktikumsplätze, aber das wollen viele nicht, weil sie sich im Sommer ja ein paar Euro dazuverdienen wollen. Das ist die Hauptmotivation für viele, wenn sie in den Ferien arbeiten.“ Die Mehrzahl der Ferialjobs werde „unter der Hand“, also über familiäre Beziehungen, vergeben. Apropos Familien: Diese müssen heuer in Sachen Urlaub verstärkt auf ihre Geldtasche schauen, während die unter 30-Jährigen mehr für ihren Urlaub ausgeben werden. Laut „Generalis“-Studie ist die Kaufkraft der Jüngeren heuer gestiegen, das zusätzliche Geld wird vor allem für Urlaub, Sport, Wohlbefinden und Auto ausgegeben. Dank der Kaufkraft der unter 30-Jährigen erhöhen sich insgesamt auch die geplanten Ausgaben für den Urlaub. Das Urlaubsbudget der Österreicher liegt heuer bei 2505 Euro und ist damit um 325 Euro höher als im Vorjahr und höher als der europäische Durchschnitt von 2100 Euro. Das zeigt die neueste Ipsos-Umfrage im Auftrag von Europ Assistance. Das lokale Wetter gibt nach wie vor den entscheidenden Ausschlag für die Wahl der Urlaubsdestination (46 %). Auch die lokale Infrastruktur ist keinem Europäer so wichtig wie dem Österreicher. Ein langer Flug oder die lokale wirtschaftliche Situation stellen hingegen kaum einen Hinderungsgrund dar, in ein bestimmtes Land zu fahren. Das Wichtigste im Urlaub ist für die Österreicher, mit Familie, Partner oder Freunden Zeit zu verbringen (25 %), Erholung steht mit 23 % an zweiter Stelle.
Familien sparen: Ab in den Urlaub geht es im Sommer für die meisten Familien, denn immerhin treten über 76 Prozent der Österreicher laut Statistik Austria jährlich eine Reise an (Wert von 2012). Nach dem letzten „Superjahr“ für die Reisebüros „spüren wir nach der ersten Buchungswelle heuer schon, dass die Familien sparen“, so Wolfgang Braun vom Reiseveranstalter TUI. Am größten ist derzeit der Run auf Mallorca, und es „boomen weiterhin die Kreuzfahrten“.
Betreuung gesucht: Am 6. Juli beginnen für die Schulkinder die heiß ersehnten Ferien. Auch wenn Tirols arbeitende Eltern mit ihren Urlaubstagen im europaweiten Vergleich zufrieden sind, bleiben viele Tage, an denen man ohne Betreuung nicht auskommt. Da der Urlaubs-Mindestanspruch gesetzlich in Österreich bei 30 Werktagen liegt, müssen Eltern vier Wochen organisieren. Angestiegen ist in Tirol die Zahl der Kindergärten, Krippen und Horte, die im Sommer offen halten: 306 sind es heuer.
Wenige Ferialjobs: Rund 350 freie, bezahlte Ferialstellen sind derzeit noch beim InfoEck des Landes gemeldet. Die meisten davon sind a) erst ab 18 Jahren und b) im Gastronomie-Bereich. Für Jugendliche unter 18 Jahren ist es „sehr schwierig“, eine Ferialstelle zu finden, sagt Andrea Waldauf, Leiterin des InfoEck. Und auch wenn heuer seitens der Tiroler Firmen so viele Stellen wie schon lange nicht mehr gemeldet worden sind: Es gibt seit Jahren eindeutig weniger Ferialjobs als Nachfragen.