Bühne

Mörbisch will wunderbar bleiben

Dagmar Schellenberger beerbt Harald Serafin, der zum rasenden ORF-Reporter wird.

Innsbruck –Bei den Seefestspielen Mörbisch weht neuerdings ein frischer Wind: Seit September 2012 hat die deutsche Kammersängerin Dagmar Schellenberger das Zepter am Neusiedler See in der Hand. Und zahllose Pläne im Kopf. Ihren Vorgänger Harald Serafin, der von 1993 bis 2012 im Operetten-Mekka das Sagen hatte, hat die neue Mörbisch-Intendantin dafür aus ihrer Gedankenwelt verbannt – dieser Eindruck entstand zumindest bei Schellenbergers Stippvisite in Tirol. Auf „Mister Wunderbar“ angesprochen, reagierte die Sopranistin, die im Laufe ihrer Karriere auch mehrmals in Innsbruck gastierte, erstaunlich wortkarg. Welch sonderbares Zerwürfnis zwischen der alten und der neuen Führung steht, war allerdings nicht herauszufinden. Fakt ist jedoch, dass Serafin in Mörbisch kein Denkmal gesetzt wird: Diese Ehre bleibt Herbert Alsen, dem allerersten Intendanten der Seefestspiele vorbehalten. Ab dieser Saison, die am 11. Juli mit Carl Millöckers Operette „Der Bettelstudent“ eröffnet wird, kann man sich nämlich im neu eröffneten „Café Alsen“ für den Open-Air-Abend stärken. Und wann folgt die „Bar Serafin“? Schellenberger kurz und knapp: „Gar nicht.“

Redseliger wird sie, wenn’s um den großangelegten Umbau geht, der das Festspiel-Areal in neuem Glanz erstrahlen lassen soll. Gewerkelt wurde da nicht nur im neu gestalteten Gastronomiebereich, in dem nun burgenländische Spezialitäten serviert werden, sondern auch auf und oberhalb der Bühne. Der Orchestergraben wird verlegt, das Überdachungssystem ausgebaut – sollte das Wetter also einmal nicht mitspielen, können die Zuschauer nun schnell trockenen Fußes etwaige Regengüsse übertauchen. Neuerungen, die nicht gerade billig waren, aber bitter notwendig, wie Schellenberger erklärt. Schließlich seien in den vergangenen Jahren die Zuschauerzahlen merklich gesunken. Und diesem Negativ-Trend will sie nun kräftig gegensteuern. Gestrichen wird deshalb auch die Live-Übertragung der Premiere, die in den vergangenen Jahren ein ORF-Fixpunkt war. Mit dem Sparkurs am Küniglberg hat das aber nichts zu tun, wie Schellenberger betont. „Wenn die Leute die Premiere schon im Fernsehen sehen, warum sollen sie dann überhaupt noch nach Mörbisch kommen?“, fragte sich die Neo-Intendantin. Und cancelte freiwillig den ORF-Deal. Harald Serafin hat den seinen dafür gerade erst besiegelt: Ab 7. Juli zieht er für die Sonntags-Matinée als rasender Festival-Reporter durch die Lande – und stattet unter anderem den Tiroler Festspielen Erl einen Besuch ab. Seine alte Wirkstätte Mörbisch lässt er allerdings aus.

Aber vielleicht kommt er ja privat zur Premiere. Schellenberger hat ihn auf alle Fälle eingeladen. Pläne für die Zukunft hat sie auch: 2014 steht „Anatevka“ auf dem Spielplan, 2015 eine Operette, die sie noch nicht verraten will. Aber sie soll wunderbar sein. (fach)