Der Mond fällt nicht vom Himmel
Paulus Hochgatterers Flüchtlingsdrama „Fly Ganymed“ wurde im Salzlager uraufgeführt.
Hall –Das Schicksal eines Buben wie des neunjährigen Afghanen, der von seinem Großvater einem brutalen Schlepper übergeben wird, um in einer besseren Welt ein hoffentlich selbst bestimmtes Leben führen zu können, kennt der Kinderpsychiater Paulus Hochgatterer aus der eigenen täglichen Praxis. Um daraus ein Stück zu machen, das in der Regie von Jacqueline Kornmüller im Haller Salzlager uraufgeführt worden ist.
Als variable Requisiten genügen zwei Hocker und ein Bett. Die als Führerhaus des Fluchtautos genauso taugen wie als Fluchtröhre oder Orte, um sich in die Heimat zurückzuträumen. Während in die Figuren des Fernfahrers, einer Fluchtgenossin, von Grenzbeamten und einer Sozialarbeiterin reale Schauspieler schlüpfen, ist die Hauptperson eine Puppe.
Der von Nikolaus Habjan wunderbar berührend Leben eingehaucht wird. Um verbal wie in subtilen Gesten sämtliche Nuancen einer kindlichen Seele auszudrücken, die schrecklichen Nöte des Verlassen- und Ausgesetztseins, aber auch kindlicher Fluchten in die Welt der Fantasie als einzige Möglichkeit, mental zu überleben. Eine wichtige Rolle im Leben des kleinen Buben spielt der Großvater, der auf einer großen Leinwand immer wieder erscheint, um ihn an die Gerüche der Heimat und seine kleine Ziege, aber auch an das Geschäft, in dem man Bomben kaufen kann, oder die Schule mit ihren 52 Löchern zu erinnern.
Vom Großvater kennt der kleine Flüchtling aber auch den Satz „der Mond fällt nicht vom Himmel und die Sterne laufen nicht davon“. Dass das sicher nicht stimmt, das weiß der Neunjährige am Schluss ganz bestimmt. Und dass ein noch so gut gemacht- bwz. gespieltes Stück nie die ganze Brutalität der Wirklichkeit abbilden kann, ist auch klar.
„Fly Ganymed“ heute letztmals um 20.30 Uhr in der Haller Burg Hasegg (bei Schlechtwetter im Salzlager). (schlo)