Turmfalken sollen Tauben vertreiben
In Wörgl werden Nistkästen für Turmfalken aufgestellt, um der zunehmenden Taubenplage Herr zu werden. Ein erfolgreiches Projekt in Schwaz war das Vorbild für die Stadtführung.
Von Wolfgang Otter
Wörgl –Sie gurren, wirken niedlich und sind zuweilen frech. Sehr frech sogar. Da kann es vorkommen, dass die Gäste an den Kaffeehaustischen im Freien ihre Kuchen gegen die Vögel verteidigen müssen. Die Rede ist von den Stadttauben, die sich nicht nur am Markusplatz in Venedig als Plage erweisen. Auch in heimischen Städten belagern sie Gastgärten und bevölkern Plätze und hoffen einen Happen zu ergattern. Nicht anders in Wörgl, wo sich nach den Worten von Bürgermeisterin Hedi Wechner die Situation zu einer Plage entwickelt habe. Dabei gilt seit Jahrzehnten in der Stadt Wörgl ein Fütterungsverbot für Tauben. „Nur halten sich halt leider viel zu wenige daran“, bedauert Wechner.
Tauben stellen durchaus ein Gesundheitsrisiko dar. Sie können unter anderem Salmonellen, diverse Pilzerkrankungen, Parasiten und eine lange Liste anderer gefährlicher Krankheiten für den Menschen übertragen. Abgesehen von diesem Risiko für den Menschen, richtet das Federvieh mit seinen Ausscheidungen auch Schäden an Gebäuden an.
Jetzt überlegt man in der Wörgler Stadtführung, eine Art fliegende Task Force zum Einsatz zu bringen: Die Geheimwaffe heißt Turmfalke. „Die Idee ist bei einer Abteilungsleitersitzung entstanden“, berichtet Wechner. Dazu brauche es entsprechende Nistkästen an hoch gelegenen Stellen. Bereits gestern war ein Fachmann unterwegs, der entsprechende Plätze aussuchte. Was alle Maßnahmen wie Spitzen an den Dächern oder sogar Strom nicht schaffen, sollen Turmfalken schaffen. Die Tauben ziehen sich zurück. In Schwaz sei das gelungen. Wobei das Vertreiben der Tauben eine positive Nebenerscheinung eines Naturschutzprojektes ist, das vor rund zwei Jahrzehnten gestartet wurde. Damals stellte man in der Silberstadt Nistkästen für die verschiedensten Vogelarten auf. Auch für den Turmfalken wurden Nistmöglichkeiten geschaffen, und als sie in die Silberstadt einzogen, zogen die Tauben aus, wie im dortigen Stadtamt bestätigt wird.
Der Turmfalke sei allerdings kein Allheilmittel, wie Christiane Böhm vom Innsbrucker Alpenzoo warnt. Tauben stehen auch nicht unbedingt auf dem Speisezettel der kleinen Falkenart. „Aber er bringt eine gewisse Unruhe hinein, was die Tauben nicht mögen“, bestätigt Böhm. Sie weiß von einer anderen Möglichkeit, die Plage zumindest einzudämmen: Da ein generelles Futterverbot nicht durchführbar war, wurden in Basel Plätze eingerichtet, auf denen gefüttert werden durfte. So konnte die Taubenansammlung zumindest gesteuert werden. Eines sei laut Böhm in Wörgl auf alle Fälle positiv: nämlich, dass Nistmöglichkeiten für die Turmfalken entstehen.