Hypo Kärnten-Chef wirft das Handtuch, Politiker überrascht
Der Tiroler Chef der Krisenbank, Gottwald Kranebitter, gab heute seinen Rücktritt bekannt. „Nicht hilfreich“, kommentierte SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder den Schritt. Faymann und Spindelegger zeigten hingegen Verständnis.
Klagenfurt – Einen Monat nach dem Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Ditz hat am Dienstag nun auch der Vorstandschef der staatlichen Krisenbank Hypo Alpe Adria seinen Rücktritt bekannt gegeben. Der Tiroler Gottwald Kranebitter hat Dienstagfrüh die Mitarbeiter und die Eigentümer darüber informiert. Bis zur Aufstellung der Halbjahresbilanz will Kranebitter sein Amt noch ausüben, wie die Bank mitteilte. Kranebitter war seit April 2010 im Amt und erst heuer im März auf drei Jahre verlängert worden.
Kranebitter: „Unmöglich meine Aufgaben weiterzuführen“
Dass ihm ein Abgang nahegelegt worden wäre, wurde heute von Eigentümerseite dementiert. Die Rücktrittsabsichten sollen dem Eigentümer Staat seit Wochen bekannt gewesen sein, wie es gegenüber der APA heißt.
Seit dem heurigen März wurden öffentlich Schließungsszenarien für die seit Ende 2009 notverstaatlichte Krisenbank debattiert. Dies und „undifferenzierte Kostenspekulationen“ habe „massiven Schaden verursacht und leider in wenigen Wochen große Teile der Sanierungsarbeit der vergangenen drei Jahre beschädigt“, schreibt Kranebitter in seinem heute veröffentlichten offenen Brief.
Damit sei auch die wirtschaftliche Situation gesunder Bankteile in Mitleidenschaft gezogen worden, findet Kranebitter. Diese Entwicklungen machten es ihm „unmöglich, weiterhin als Vorstandsvorsitzender meinen Ansprüchen zu folgen und meine Aufgabe unter diesen Rahmenbedingungen weiterzuführen“.
Deshalb habe er sich konsequenterweise entschlossen, sein Mandat als Vorstandschef zurückzulegen. Auf Wunsch des Aufsichtsratspräsidiums bleibe er bis zur Aufstellung der Halbjahresbilanz. „Ich gehe, aber ich laufe nicht davon.“
Fekter über Rücktritt nicht vorinformiert Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) war über den Rücktritt offenbar nicht vorinformiert worden. Die Ministerin erfuhr am Dienstag vor der Regierungssitzung von den dort wartenden Journalisten von Kranebitters Rücktritt.
„Zu mir als Eigentümerin ist das noch nicht gedrungen“, sagte die Finanzministerin und erklärte, den Rücktritt Kranebitters nur aus Gerüchten zu kennen. Auf einen etwaigen Nachfolger wollte sie sich nicht festlegen: Mit der Suche nach einem neuen Vorstand werde sich der Aufsichtsrat beschäftigen. Sie werde das Thema mit dem Aufsichtsrat besprechen. Kranebitter werde mit 15. August ausscheiden.
Fekter geht davon aus, dass die derzeitig budgetierten 700 Mio. Euro zumindest für die Halbjahresbilanz der notverstaatlichten Hypo Alpe-Adria-Bank ausreichen. In weiterer Folge rechnet die Ministerin allerdings mit zusätzlichem Kapitalbedarf für die Bank, dessen Höhe aber unter anderem von den noch ausstehenden EU-Vorgaben abhängen werde, wie Fekter am Dienstag sagte.
Schieder: „Nicht hilfreich“
SPÖ-Finanzstaatssekretär Andreas Schieder vermied Dienstagfrüh vor der Regierungssitzung direkte Kommentare, nannte den Rücktritt von Kranebitter aber „nicht hilfreich“. Eine besondere Tragik sei es aber auch nicht, da die Bank ja nicht nur von einer einzigen Person geführt werde. Es werde heute Gespräche mit dem Aufsichtsrat geben. Da geht es um das weitere Prozedere: Also Fragen einer Ausschreibung bzw. Interimslösung bzw. Nachbesetzung.
Schieder favorisiert weiter eine Bad Bank für die Hypo. Einen Bescheid aus Brüssel zum neuen Restrukturierungsplan erwartet er im Spätsommer. Geht es schnell, könnte noch bei der letzten Kommissionssitzung vor der Sommerpause über die Hypo beschieden werden.
Regierungsspitze akzeptiert Kranebitter-Abgang
Einigermaßen knapp haben Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) den Rücktritt von Kranebitter kommentiert. „Es entscheidet schon noch jeder selber, ob er eine Funktion, auch als Vorstandsvorsitzender, erfüllt oder nicht“, sagte Faymann.
Für den Rücktritt Kranebitters zeigte Spindelegger Verständnis: „Dass die Hypo insgesamt keine Bank ist, wo man gerne als Vorstandsvorsitzender jeden Tag mit fröhlichem Gesicht hineingeht, bei all den Problemen, ist auch klar.“ Und: „Wenn er sagt, er kann das nicht mehr erfüllen, müssen wir das zur Kenntnis nehmen und möglichst rasch Persönlichkeiten finden, die an seine Stelle treten können.“
Hier gehe es aber um die „Herausforderungen der Vergangenheit, die nun Stück für Stück aufgearbeitet werden müssen“, erinnerte Spindelegger an die Mitverantwortung des Landes Kärnten für die Lage der Problembank. (APA/tt.com)