Sport in Tirol

Aktenzeichen Ungerank bleibt weiter ungelöst

Von Sabine Hochschwarzer...

Von Sabine Hochschwarzer

Innsbruck –Nadine Ungerank ist ausgelöscht. Beim internationalen Verband der Sportschützen ISSF und auf der Homepage des öster­reichischen Verbands taucht sie weder in einem Kader noch unter den Erfolgsmeldungen auf. Schon gar nicht steht die Zillertalerin auf der Flugliste für den Weltcup jetzt in Granada, wo unter anderem Schwester Lisa ihren Erfolg von München verteidigen will. Nadine Ungeranks Name scheint verschwunden, genauso wie ihre zwei Junioren-­EM-Titel. Und nicht mal die Meldung über den positiven Dopingtest vom Februar fällt schnell auf.

Wie die TT berichtete, sei der 17-Jährigen ein medizinisch indiziertes Medikament zum Verhängnis geworden. Die Ausnahmegenehmigung von nationaler Ebene wurde vom internationalen Verband nicht akzeptiert und hätte zuvor zusätzlich angefordert werden müssen. Der erste Beschluss über eine einjährige Sperre rückwirkend mit 27. März wurde zwar aufgehoben, der endgültige wird demnächst erwartet – allerdings ohne große Hoffnungen auf eine gänzliche Aufhebung.

Österreichs Schützenbund schweigt dazu. „Ich darf nichts sagen. Das hätte vielleicht auch Auswirkungen“, sagt Florian Neururer, Generalsekretär des ÖSB. Keiner hätte mit so etwas gerechnet. Das System sei nicht auf so einen Fall eingestellt – trotz Online-Informationssystem der nationalen Anti-Doping-Agentur und „obwohl wir als erster Verband Schulungen und Tests verpflichtend vorgeschrieben haben“, sagt Neururer.

Die ISFF schweigt ebenfalls. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, „die endgültige Entscheidung wird dem ÖSB sowie Frau Ungerank schnellstmöglich mitgeteilt“, heißt es. Es bleibt also beim Warten: auf den Beschluss und ob man dann einen Einspruch beim Sportgerichtshof er­heben will.

Langfristige Folgen wie ein Verbot für Olympia-Teilnahmen oder die Streichung der Sportförderung stehen im Raum, die kurzfristigen sind längst spürbar: Ungerank, die auch schweigt, darf derzeit an keinem Kadertraining teilnehmen, muss auf sich allein gestellt trainieren. „Nadine schlägt sich aber tapfer. Sie wird von ihrer Familie betreut und vom Psychologen, der auch sonst mit ihr arbeitet“, beschreibt Neururer. Mental­e Stärke braucht es also wohl nicht nur am Schießstand.