Heiligenschar im alten Gemäuer
Reiner Schiestl zeigt Collagen und Papierfiguren zum Thema „Nothelfer“ im Rechelerhaus.
Ladis –Die katholische Kirche nennt unter der Fülle der Heiligen insgesamt 14 so genannte Nothelfer, drei davon sind weiblicher Natur. Einer, der offensichtlich den Über- bzw. Durchblick bei so viel Heiligkeit nicht verloren hat, sondern vielmehr um eine Fülle von Details zur Geschichte und den Attributen der jeweiligen Heiligen weiß, ist der Innsbrucker Künstler Reiner Schiestl. Seit einigen Jahren pflegt er die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Nothelfer“. Eine wahrlich himmlische Schar seiner Kreationen als Collagen und Papierfiguren bevölkern derzeit die historischen Gemäuer des Kulturzentrums Rechelerhaus in Ladis. Aus der Sicht eines unverbildeten Kindes, aus der Haltung, die Welt staunend zu entdecken, sei er an diese Thematik herangegangen, sagte Schiestl. Als Arbeitsmaterial dienten Schiestl alte Aquarelle, die seinen persönlichen Ansprüchen nicht mehr entsprachen. Mit den Werkzeugen zur Erstellung der künstlerischen Befunde – Messer und Schere – als Folterwerkzeuge machte so mancher Heilige Bekanntschaft. Die Sicht Schiestls auf die Heiligen geht natürlich weit über die ehrfürchtig kindliche Sicht hinaus. Da geht es um manifestierte Werte und moralische Qualitäten der Heiligen, denen es zu folgen gilt. Politische und literarische Aspekte, Mythen, Erzählungen, die Qualitäten der Attribute, all das fließt in die Arbeiten Schiestls ein, wenn er hinter den Mantel der Heiligkeit blickt. Und es wäre nicht der augenzwinkernde Schiestl, wenn er nicht auch den hl. Strohsack als anbetungswürdig erachtete. (hau)