Wacker-Neuzugang: Egoitz, aber kein Egoist
Der neue Wacker-Abwehrchef Egoitz Jaio Gabiola (32) strahlt im TT-Gespräch jene Ruhe aus, die er auch am Platz vermitteln soll. Nur wenn es um seine Heimat, das Baskenland, geht, funkeln die braunen Augen.
Innsbruck –Das Sprechen fällt Egoitz Jaio Gabiola nach einem Zusammenstoß im ersten Testspiel sichtlich schwer, er trägt eine Zahnspange. Und mit der (deutschen) Sprache konnte sich der sympathische Baske bislang auch kaum beschäftigen, vorerst bleibt er unter Zuhilfenahme des Englischen beim Spanisch. Aber der neue Abwehrchef des FC Wacker hat sich in das Tiroler Teamgefüge bereits integriert, Egoitz ist kein Egoist. In erster Linie will der erfahrene Verteidiger eines: Auslandserfahrung sammeln.
Schmerzen Ihre Zähne nach dem unglücklichen Zusammenstoß noch?
Jaio: Nein, ich mache mir darüber auch keine großen Gedanken. Ich kann ohnehin nichts daran ändern, kommende Woche will ich wieder ins Training einsteigen.
Pep Guardiola wartete bei seinen Bayern-Auftritten mit Deutsch-Kenntnissen auf. Wollen Sie sich demnächst der Sprache widmen?
Jaio (lacht): Guardiola hatte sechs Monate Zeit zu lernen, ich musste mich binnen eines Tages für den FC Wacker entscheiden. Es wird wohl noch etwas dauern.
Mit Ihrer Entscheidung für den FC Wacker erfüllten Sie sich einen Wunsch.
Jaio: Ich wollte schon immer ins Ausland, Carlos Merino (Ex-Spieler, Anm.) riet mir zum Wechsel nach Innsbruck.
Wen fragten Sie noch?
Jaio: Zuallererst meine Frau Ainara. Sie ist noch zuhause in Spanien, bis ich hier eine Wohnung gefunden habe.
Basken gelten als sehr heimatverbunden. Haben Sie Heimweh?
Jaio: Nein, obwohl ich das Baskenland liebe und mich nicht als Spanier, sondern als Baske bezeichne. Das Land ist fest in mir verankert.
Und doch haben es derzeit weder die Spanier im Allgemeinen noch die Basken im Besonderen einfach.
Jaio: Die Krise macht die Menschen traurig, bei einer Arbeitslosigkeit von 25 Prozent ist das nur allzu verständlich. Die Leute wollen ja was tun, aber sie bekommen keine Gelegenheit.
Es heißt, dass spanische Fußballer mittlerweile um ihre regelmäßigen Gehaltszahlungen bangen müssen.
Jaio: Ich kenne einige, denen es so geht, aber bei mir in Numancia war das nie der Fall.
Sie verdienen hier in Tirol weniger als zuletzt – das stört Sie offensichtlich nicht?
Jaio: Ich verdiene nicht ganz das, was ich in Spanien bekam. Aber das ist für mich nebensächlich. Ich will in erster Linie Erfahrung sammeln.
Möglicherweise lernen Sie hier, Ski zu fahren. Oder versuchten Sie sich in den Pyrenäen bereits?
Jaio: Einige meiner Freunde standen auf Skiern, ich fand bislang keine Gelegenheit dazu. Außerdem ging ich damit auch einer Verletzung aus dem Weg, als Fußballer ist das Knie immer gefährdet.
Fällt es Ihnen schwer, sich vom spanischen Alltag auf den österreichischen umzustellen?
Jaio: Keineswegs: Hier ist man es gewöhnt, die Sachen früher zu erledigen, dafür haben abends die Geschäfte geschlossen. Bei uns ist es eben umgekehrt. Sonst fiel mir bislang wenig auf.
Könnte Sie der Wunsch, Erfahrung zu sammeln, auch ein zweites Jahr in Tirol halten?
Jaio: Alles ist vorstellbar, aber vorerst ist mein Vertrag auf ein Jahr angelegt. Ich gehe Schritt für Schritt vor.
Das Interview führte Florian Madl