Keine Zukunft in Havanna
Innsbruck – Seit der Einführung des US-Dollars als inoffizielle Landeswährung gibt es in Kuba fast alles zu kaufen – aber eben nur gegen das...
Innsbruck –Seit der Einführung des US-Dollars als inoffizielle Landeswährung gibt es in Kuba fast alles zu kaufen – aber eben nur gegen das Geld des Klassenfeindes. Raúl (Dariel Arrechaga) und Elio (Javier Núñez Florián) besitzen nicht viel mehr als ihre Körper, die sie nur ungern verkaufen, da sie schon ihre Arbeitsplätze in der Küche des Hotels Nacional als Zumutung empfinden. Raúls Mutter arbeitet trotz ihrer Aids-Infektion auf dem Straßenstrich, wo sie wegen ihres erschreckenden Aussehens von amerikanischen Touristen bevorzugt wird. Die Polizisten haben scheinbar nur noch die Aufgabe, die Touristen zu beschützen und ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Als Raúl einem Freier seiner Mutter die Nase bricht, wird er als kriminelles Element gejagt. Elio muss sich aus anderen Gründen verbergen. Ihn macht seine sexuelle Orientierung zum Außenseiter einer angeblich noch immer revolutionären Gesellschaft. Damit bleibt für die beiden Burschen nur ein Ausweg: die Flucht über das Meer nach Miami.
So drastisch wie in Lucy Mulloys Kinodebüt „Una Noche“ war das Alltagsleben in Kuba noch nie zu sehen. Nun könnte man einwenden, die in New York lebende Regisseurin habe es im Gegensatz zu kubanischen Filmemachern leichter, von einem korrupten System zu erzählen und das Scheitern der Revolution zu beschreiben. Beim Tribeca Film Festival wurde Mulloy im Vorjahr als beste Regisseurin ausgezeichnet und zum Filmfestival in Havanna eingeladen. Dort gewann sie den Publikumspreis. (p. a.)