Barroso lässt Eurobonds prüfen: Österreicherin leitet Arbeitsgruppe
Sollen die Euro-Staaten doch gemeinsame Anleihen ausgeben? Die EU-Kommission setzt dazu jetzt eine Arbeitsgruppe ein. An der Spitze steht mit Gertrude Tumpel-Gugerell eine Österreicherin.
Wien - Eine hochrangige Brüsseler Arbeitsgruppe untersucht im Auftrag der EU-Kommission Vor- und Nachteile der umstrittenen Eurobonds. Vorsitzende ist die Österreicherin Gertrude Tumpel-Gugerell, die früher im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) saß. Das kündigte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Dienstag im Straßburger Europaparlament an. Unter den zehn weiteren Mitgliedern ist auch die ehemalige deutsche Wirtschaftsweise Beatrice Weder Di Mauro.
Die Volkswirtin Tumpel-Gugerell war von 2003 bis Ende Mai 2011 Mitglied im EZB-Direktorium, davor amtierte sie als Vize-Gouverneurin der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
Aus Österreich gratulierte gleich EU-Parlamentsvizepräsident Othmar Karas (ÖVP). Er sprach von einer „tollen Personalentscheidung“. „Das hohe Vertrauen, das in sie gesetzt wird, hat sie sich hart erarbeitet.“ Karas erwartet einen intensiven Dialog der Arbeitsgruppe mit dem Europäischen Parlament.
Barroso selber sprach von Eurobills, das sind kurzfristige Anleihen des Euroraums. Bisher gibt es keine gemeinsame Schuldenpolitik im Euroraum - das diskutierte Vorhaben ist höchst umstritten und wird von Deutschland bisher strikt abgelehnt.
Die Arbeitsgruppe soll alle Auswirkungen von gemeinschaftlicher Schuldenausgabe prüfen, dabei geht es laut Barroso um Eurobills und einen Tilgungsfonds. Nach bisher in Brüssel kursierenden Reformvorschlägen geht dabei um die Überführung von bestimmten Staatsschulden in einen Tilgungsfonds für Altlasten. (APA/dpa)