Tragödie um Tirolerin: Vierjähriger Sohn sah den Absturz
Für die Polizei steht nun fest, dass der kleine Bub nach dem tödlichen Absturz seiner Mutter mindestens zwei Tage alleine war.
Von Marco Witting
Innsbruck, Hermagor – Noch einmal auf den Berg. Noch einmal auf Spurensuche. Puzzlestück für Puzzlestück zusammensetzen für ein Drama, dessen Bild ganz Österreich erschütterte. Eine Mutter stirbt bei einem Absturz in den Bergen. Und wie die Spurensuche der Polizei jetzt offenbar ergeben hat, sah der vierjährige Sohn der Frau die Tragödie mit an. Und harrte mindestens 48 Stunden alleine am Berg aus.
Heribert Patterer von der Kärntner Alpinpolizei machte sich gestern noch einmal mit einem Kollegen auf den Weg zur so genannten Schartenalm. Gesucht wurde das Handy der Frau, das vielleicht letzte, noch fehlende Erkenntnisse über die genaue Absturzzeit der Sennerin aus Hall geben kann. Auch eine „Rufdatenrückverfolgung“ wird angedacht. Das Rätsel um den Absturz der Frau soll, wenn irgendwie möglich, gelöst werden.
Bub war mindestens 48 Stunden allein
Doch so viel ist mittlerweile klar: „Wir haben nach unseren Ermittlungen den Verdacht bestätigt, dass der Sohn der abgestürzten Frau spätestens Donnerstagmittag alleine auf der Alm war.“ Nachdem das Kind am Samstag gegen 10 Uhr gefunden wurde, heißt das, der kleine Bub war mindestens 48 Stunden alleine im Gebirge.
Schlimmer noch: Die Polizei geht davon aus, dass der Vierjährige die Tragödie mit angesehen hat. „Vermutlich war er dabei“, sagt Patterer am Telefon gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Danach sei der Bub vermutlich wieder nach Hause gegangen.
Wie berichtet, hatte die Obduktion der Leiche der 34-jährigen Frau aus Hall keine Hinweise auf Fremdeinwirkung ergeben. Spuren an der Absturzstelle zeigen, dass die Sennerin nicht an Ort und Stelle verstorben ist.
Sohn soll möglichst nicht befragt werden
Den Vierjährigen wollen die Behörden übrigens wenn möglich gar nicht befragen. Eine Konfrontation mit dem Drama sei nicht gut für das Kind. „Man kann es auch nicht zum Trauern zwingen“, sagte etwa Petra Sansone, Expertin vom Roten Kreuz.
Jene Mitarbeiter, die das Kind als Erstes in ihre Obhut nahmen, berichteten gegenüber dem ORF Kärnten von einem hungrigen Kind, das auch viel getrunken habe und schließlich eine Runde mit dem Rad gefahren sei. Für Experten, die mit Kindern in Ausnahmesituationen arbeiten, eine völlig normale Situation. Wichtig sei, in der Trauerarbeit die Fragen nach dem Verbleib der Mutter geduldig und nahe an der Wahrheit zu beantworten.