„Westachse“ der ÖVP: Nun auch Haslauer für Gemeinsame Schule
Alle drei ÖVP-geführten Bundesländer im Westen sind offen für etwas, was die Bundespartei kategorisch ablehnt: die Gemeinsame Schule.
Salzburg, Innsbruck - Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) setzt die „Westachse“ mit seinen ÖVP-Amtskollegen Markus Wallner (Vorarlberg) und Günther Platter (Tirol) in Sachen Schulpolitik in die Tat um. Wie die beiden anderen Landeshauptleute plädiert jetzt auch er entgegen der Linie der Bundes-ÖVP für eine Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen.
Die Langform des Gymnasiums solle nur für „spezielle Bildungsbiographien“ bleiben, also z.B. ein Europagymnasium mit fünf Fremdsprachen. Aber anders als die Bundes-ÖVP sei man in Salzburg der Meinung, „dass im Endausbau Realgymnasien keine Unterstufe mehr brauchen; dort reicht die Neue Mittelschule aus“, sagte Haslauer in den Vorarlberger Nachrichten. In Hallein gebe es einen Schulversuch, dort werde am Gymnasium nach den Kriterien der Neuen Mittelschule unterrichtet. „Wir haben uns dazu bekannt... und machen das auch“, verteidigt der Salzburger LH einen von der Bundespartei prinzipiell abgelehnten Schulversuch für die gemeinsame Schule.
Die Bildungspolitik sei ein „entscheidendes Thema für die Weiterentwicklung“, sagt er auf die Frage, ob sich die Bundes-ÖVP in dieser Frage bewegen solle. Am Ende müsse es gelingen, „die Standpunkte anzunähern“. Dabei habe man es aber in Salzburg vielleicht auch „etwas einfacher“, räumt Haslauer ein, denn dort gebe es keine Große Koalition.
Platter: „Beste Schulform für 10- bis 14-Jährige finden“
Nach Haslauers Bekenntnis zur gemeinsamen Schule meldete sich am Mittwoch auch Tirols LH Günther Platter zu Wort: „Wir dürfen nicht in den Irrglauben verfallen, dass das derzeitige Schulsystem für die nächsten hundert Jahre in Stein gemeißelt ist. Es muss möglich sein, dass sich auch die Bundesländer Gedanken darüber machen, wie wir unser Bildungssystem weiterentwickeln können.“ Es geht nicht darum, Schulformen abzuschaffen, sondern weiterzuentwickeln. Bei der Diskussion um die gemeinsame Schule gehe es vielmehr darum, Druck von den Kindern und Familien zu nehmen, meint Platter.
„Heute müssen Kinder mit 10 Jahren gemeinsam mit den Eltern entscheiden, welche Schulform sie wählen. Diese Entscheidung kommt für die Kinder zu früh und sollte erst mit 14 Jahren getroffen werden müssen. Die gemeinsame Schule schafft hier Abhilfe.“ Tirol werde die Schulform der Gemeinsamen Schule in den nächsten Jahren in Modellversuchen im Zillertal und an einem Standort in Innsbruck erproben. „Wir werden den Schulversuch auch wissenschaftlich begleiten und stellen die Auswertungen gerne zur Verfügung. Es geht schlichtweg darum, die beste und geeignetste Schulform für die 10- bis 14-Jährigen zu finden“, so Platter.
Im TT-Interview am Samstag ging bereits Vorarlbergs LH Markus Wallner auf Distanz zur Bundespartei und erteilte dem „sturen Nein-Sagen“ in der Bildungspolitik eine Absage. Hier das Interview zum Nachlesen: http://go.tt.com/12d7jSF