Interview

Warnung vor weiterer Konzentration in Baubranche

Der Chef des gemeinnützigen Bauträgers Tigewosi, Franz Mariacher, sieht wegen der Alpine-Pleite die Gefahr einer Konzentration im Baubereich.

Die Tigewosi ist einer der größten gemeinnützigen Bauträger Tirols. Vor welchen Herausforderungen stehen die Gemeinnützigen?

Franz Mariacher: Die größte Herausforderung sind die sozial verträglichen Baukosten und die erschwinglichen Grundstücke. Denn der soziale Wohnbau soll für die Zielgruppe, für die er gedacht ist, leistbar sein. Doch neue Vorschriften in Bezug auf energetische Maßnahmen, Sicherheitsstandards, Brandschutz usw. verteuern den Wohnbau. Und die Förderung hinkt etwas nach. Vor etwa 25 Jahren deckten Förderungen noch etwa 60 bis 65 % der Baukosten, derzeit sind es nur noch ca. 40 %.

Sehen Sie auf Grund der Alpine-Pleite die Gefahr einer weiteren Konzentration in der Baubranche?

Mariacher: Bei so großen Insolvenzen besteht eine solche Gefahr immer. Wir hoffen nicht, dass sich die Pleite der Alpine auf die Preise im Wohnbau auswirkt. Gerade der Westen Österreichs ist durch seine topographische Lage ein sehr isolierter Markt, das hat auch Auswirkungen auf die Bauwirtschaft: In Tirol und Vorarlberg konzentriert sich die Bauwirtschaft auf weniger Unternehmen als in Ostösterreich. Gerade in Tirol ist eine weitere Konzentrationstendenz erkennbar.

Wie viele Unternehmen machen im Schnitt bei Ausschreibungen mit?

Mariacher: Das ist je nach Größe des Bauvorhabens unterschiedlich. Im Schnitt sind es zehn Betriebe, die an Ausschreibungen teilnehmen. Doch manchmal sind auch diese Firmen voneinander abhängig, zum Beispiel beim Einkauf von Beton. Ein großes Thema sind auch die Deponiekosten. Wegen der Gesetzeslage wird es immer schwieriger, neue Deponien zu eröffnen, um dort Aushubmaterial bzw. Abbruchmaterial zu deponieren. Es gibt nur noch wenige Anbieter, deren Deponien genug Fassungsvermögen haben. Daher können diese Deponiebetreiber auch die Preise etwas anders gestalten. Auf diesem Gebiet gibt es zu wenig Wettbewerb.

Obwohl die Tigewosi über eine Planungsabteilung verfügt, setzen Sie auf die enge Zusammenarbeit mit heimischen Architekten. Wieviel Architektur verträgt Gemeinnützigkeit?

Mariacher: Vielleicht müsste man eher fragen: Welche Art von Architektur verträgt Gemeinnützigkeit? Architektur kann, obwohl sie kostenneutral ist, anspruchsvoll sein. Es kommt darauf an, dass kostenbewusst geplant wird. Balkondetails sind beispielsweise ein Gradmesser für mich, welches Kostenbewusstsein der jeweilige Architekt hat: Ich kann einen Balkon verkomplizieren und dadurch verteuern oder ich plane eine schlichte Variante, die oft besser wirkt als die teurere Variante. Es kommt also immer darauf an, ob der Architekt den Einfluss seiner Planung auf die Kosten abschätzen kann.

Welches Projekt stellt derzeit die Tigewosi vor die größten Herausforderungen?

Mariacher: Der Ausbau und die Sanierung des Ausbildungszentrums West (AZW) am Innrain in Innsbruck. Es müssen genügend Flächen geschaffen werden, um eine moderne Ausbildung in Gesundheitsberufen gewährleisten zu können. Der Altbestand aus den 70er-Jahren genügte nicht mehr den Anforderungen. Bei dem Ausbau wenden wir eine für unsere Breiten unübliche Bauweise an – den Stahlskelettbau. Das hat sich aus der Statik ergeben. Durch den Ausbau wird die Nettonutzfläche von 4650 Quadratmetern auf 6450 Quadratmeter steigen. Mitte 2014 soll der 9,5 Millionen teure Bau übergeben werden, der auch eine logistische Herausforderung darstellt. Denn hier wird auf engstem Raum gebaut.