Ruf nach zweiter Straße wurde in Tux laut

Im randvollen Saal des Tux Centers standen Experten den Bürgern Rede und Antwort dazu, wie es mit der Straßensperre weitergeht.

Von Angela Dähling

Tux –„Mir sind die Augen übergegangen. Ich hörte es bei der Begehung krachen, weil Bäume und Felsblöcke sich bewegten. Wir haben uns tatsächlich gefürchtet.“ Mit dramatischen Worten schilderte Landesgeologe Gunther Heißel seine Eindrücke vom ersten Lokalaugenschein am labilen Hang im Finkenberger Ortsteil Innerberg Anfang Juni. Heißel stand am Dienstag der Tuxer und Finkenberger Bevölkerung im Tux Center Rede und Antwort – gemeinsam mit Josef Plank (Wildbach- und Lawinenverbauung), Johannes Anegg (Abteilung Geoinformation, Land Tirol) und Christian Molzer (Landesstraßenverwaltung).

Seit dem 2. Juni wird die Tuxer Straße, wie berichtet, zeitweise tagsüber und durchgehend in der Nacht gesperrt, weil von einem durch die vielen Niederschläge in Bewegung geratenen Hang Felsblöcke auf die Tuxer Landesstraße und eine Häusersiedlung zu stürzen drohen. „Hunderte Blöcke sind hier in Bewegung. Das ist ein Sonderfall, den wir bisher nie gehabt haben“, sagt Heißel. Man habe Zeit gebraucht, Infos den Hang betreffend zu sammeln und sie zu analysieren, erklärte BHStv. Wolfgang Löderle den Grund, warum der Infoabend mit der Bevölkerung erst nach einem Monat stattfand. Durch ein Monitoring konnten Informationen über die Bewegung im Hang gesammelt werden. Man könne jedoch nicht die Bewegung eines jeden einzelnen der Hunderte oder Tausende Blöcke messen, was die Sache kompliziere. Da es sich um eine Blockschutthalde handele und darunter Häuser stehen, sei auch ein Absprengen unmöglich.

Die Gefährdung durch Steinschlag wurde allerdings inzwischen deutlich verringert. Und zwar durch den provisorischen, bis zu drei Meter hohen Schutzdamm, den die WLV am 24. Juni fertiggestellt hat. WVL-Gebietsbauleiter Josef Plank bezeichnete ihn als „vorläufigen Schutz mit akzeptierbarem Restrisiko“, der einzelne Blöcke aufhalten könne. Ein wirklicher Schutzdamm, der auch bei schlimmstmöglichen Szenarien Schutz bietet, soll daraus bis zum Herbst mit einer Höhe von vier Metern werden.

Die Bewohner der Häusersiedlung in Innerberg sind inzwischen alle in ihre Häuser zurückgekehrt. „Sie sollten aber die bergwärts gelegenen Räume nicht nutzen“, erklärt Gunther Heißel.

Der Hang bleibt allerdings weiter unter Beobachtung. Bereits seit 12. Juni sendet ein am Gegenhang installierter Theodolit Messstrahlen zu Reflektoren, die am labilen Hang installiert wurden. „Wir werden nächste Woche nun ein Ampelsystem installieren, das mit der Messeinrichtung verbunden ist und bei Gefahr die Ampel auf Rot schaltet. Dieses alarmfähige automatische System ist europaweit einzigartig“, informierte Johannes Anegg. Die nächtlichen Straßensperren brauche es dann nicht mehr – nur noch im Gefahrenfall werde per Rotschaltung das Weiterfahren untersagt.

Ein Fall wie dieser zeige einmal mehr, welche Probleme dadurch entstehen, dass Tux nur über eine einzige Ortszufahrt verfügt, erklärte Bürgermeister Hermann Erler. Aus der Bevölkerung wurde der Ruf nach einer Notzufahrtsstraße laut, die entlang des Gasthauses Brunnhaus zur Rosengartenbrücke führen könnte. Plank bezeichnete die Möglichkeit einer Ausweichstrecke als „schwierig machbar und finanziell nicht vertretbar“, Molzer indes sagte, man bleibe mittel- und langfristig dran, einen Notweg herzustellen.

Wegen der derzeit noch geltenden nächtlichen Straßensperre ab 21 Uhr wird übrigens der für heute geplante Vortrag von Wolfgang Nairz im Tux Center verschoben. Der neue Termin wird noch bekannt gegeben.