Kaltes Wetter, heiße Gefechte: Im Osten nur wenig Neues
„Company of Heroes 2“ macht vieles gleich wie sein erfolgreicher Vorgänger und spielt vor allem abseits der Story-Kampagne seine wahren Stärken aus.
Von Lukas Schwitzer
Innsbruck - Der Boom von im Zweiten Weltkrieg angesetzten Spielen ist seit Jahren vorbei, Action- wie auch Strategiespiele haben sich vermehrt anderen Szenarien zugewandt. Doch das Entwicklerstudio Relic bliebt dem weltumspannenden Konflikt treu und siedelt auch die Fortsetzung seines Erfolgstitels „Company of Heroes“ in dieser Zeit an. Doch nicht abgebrühte US-Gis sind es diesmal, die man in Echtzeit-Strategie-Manier in Richtung Deutschland manövriert, sondern die russischen Truppen an der Ostfront stehen diesmal im Mittelpunkt der Geschichte.
Verheizen statt verhätscheln
Und schon in der allerersten Mission von „Company of Heroes 2“ wird schnell klar, dass der Umgang der Sowjets mit den eigenen Truppen ein völlig anderer ist als im Vorgänger. Versuchte man 2006 noch, seine US-Boys mit möglichst geringen Verlusten ans Ziel zu bringen, schickt man diesmal wahre Horden an Zwangsrekruten ins gegnerische MG-Feuer, frei nach dem Vorsatz „einer wird’s schon überleben“. In anderen Missionen sieht man sich gezwungen, die eigenen Verteidigungspositionen zu verlassen und zurückgelassene Waffen in die Luft zu sprengen, um sich zum „Sieg“-Fenster vorzuarbeiten. Eine deutlich düsterere Definition von „Sieg“ als noch im ersten Teil.
Doch auch für Euphorie und Siegestaumel bleibt in der äußerst umfangreichen Kampagne, die nur aus russischer Sicht erzählt wird, genug Platz. Sei es die spannende Jagd nach Scharfschützen oder Panzern oder auch der Kampf um Leningrad, für reichlich Abwechslung ist gesorgt. Neue Features wie die Gefahr des eisigen Wetters machen viele Missionen herausfordernder und bringen auch neue Möglichkeiten wie das Sprengen zugefrorener Gewässer, um gegnerische Panzer versinken zu lassen.
Nicht Story, sondern Gameplay ist die Stärke
Die erzählte Geschichte ist ganz klar der schwächste Punkt von „Company of Heroes 2“. Große Identifikation mit Charakteren will sich nicht einstellen, auch Atmosphäre wird in den hektischen, verzweifelten Gefechten selbst besser erzeugt. Nicht zuletzt deshalb offenbaren sich die wahren Stärken des Spiels im Multiplayer- und dem neu eingeführten Kriegsschauplatz-Modus. Hier wird der Spieler vor neue Herausforderungen, die auch im Koop-Modus mit Freunden angegangen werden können.
Die eigenen Truppen wie auch die Gegner agieren weitestgehend recht intelligent, kämpfen jedoch des Öfteren mit Problemen bei der Wegfindung und der Deckung. Da kann es schon einmal vorkommen, dass sich ein Mitglied einer Truppe, die sich vor dem Beschuss eines Maschinengewehrs verstecken sollte, auf der falschen Seite einer Mauer verschanzt und so dem Kugelhagel hilflos ausgeliefert ist. Die intensive, adrenalingeladene Inszenierung lässt aber viele solcher Fehler übersehen.
Fazit
„Company of Heroes 2“ macht vieles gleich wie der erfolgreiche Vorgänger, kann aber vor allem im Einzelspieler-Modus nicht die gleiche Intensität des Erlebnisses liefern. Lässt man sich aber auf den Multiplayer- und den neuen Kriegsschauplatz-Modus ein, entpuppt sich der Titel als durchaus würdiger Nachfolger. Hobby-Generäle dürften in jedem Fall ihre helle Freude haben.
Unsere Bewertung: 8/10
Entwickler: Relic Entertainment
Publisher: Sega
„Company of Heroes 2“ ist seit 25. Juni für PC (benötigt Steam) erhältlich.
Test-Exemplar wurde zur Verfügung gestellt von Koch Media.