Ein Bierlieferant für die Tiroler Eurobowl-Mission

Beim Eurobowl am Samstag (20.45 Uhr, Tivoli) dürfen die Swarco Raiders gegen die Vienna Vikings ihre vier stärksten Football-Legionäre einsetzen.

Von Roman Stelzl

Innsbruck –An diesem Mittwoch ist es der Bierlieferant, der Shuan Fatah und die Welt des American Football zurück auf die Erde holt. „Down to earth!“, spricht Fatah, der Swarco-Raiders-Coach, und tippt an die Glasscheibe des Panorama-Restaurants am Bergisel. Hinter der Scheibe entlädt Johannes Sattler die gelben Bierkisten aus dem Lkw. „Das ist einer meiner Spieler“, nickt Fatah in Richtung des 125 Kilogramm schweren Verteidigers und setzt fort: „So sieht die Realität aus: Die meisten bei uns sind Amateure.“

Am Samstag (20.45 Uhr) steigt in Innsbruck der Eurobowl zwischen den Vienna Vikings und den Raiders. Es ist das Finale der European Football League (EFL), einer der höchsten Ligen der Welt, ORF Sport Plus überträgt live, ebenso wie Eurosport 2 – und bis zu 10.000 Zuschauer werden im Tivoli erwartet.

Bei all diesen Zahlen und der Stärke und Kraft der Footballer wird oft und gerne vergessen, auf welch dünnen Schultern der Erfolg aufbaut. Im Kader der Raiders stehen mit Talib Wise, Kyle Callahan, Chris James und Jaycen Taylor Spears vier Legionäre, die für ihre Dienste entlohnt werden – der Rest läuft, wirft und fängt mit Leidenschaft. Ohne einen Cent zu kassieren.

Das Ganze wäre leichter zu ertragen für die Raiders, gäbe es in der Austrian Football League (AFL) nicht die Deckelung, dass nur zwei Legionäre im Kader stehen dürfen. Heißt also: Die zwei anderen dürfen nur in der Europan Football League (EFL) ran. Am Samstag sind diese beiden Legionäre James und Spears. Die trainieren stets voll mit – sitzen in der österreichischen Liga AFL und damit fast die komplette Saison aber zumeist auf der Tribüne.

„Österreich ist das einzige Land, wo es das gibt. Das dient am Ende nur der Protektion der heimischen Spieler“, so Fatah.

Sein Team stellt trotz des Amateur-Status mit den favorisierten Wienern (gewannen 23 der 33 Duelle) 50 Prozent der Europa-Dominanz. Und aus diesem Grund wird Robert Huber, Präsident des Europa-Verbandes EFAF, 2014 reagieren. Mit neuem Modus: zwei Gruppen zu je drei Teams. Zwei aus Österreich, zwei aus Deutschland – macht also zwei Drittel Europa. Verteilt auf zwei Länder.

„Wir müssen realistisch sein: Alles spielt sich derzeit nur in zwei Ländern ab“, erzählt Huber. Für die anderen Teams wird ein Auf- und Abstiegsmodus ausgespielt. Vorraussetzung: eine TV-Live-Übertragung. Die Sieger steigen in den Eurobowl ein. Verhindert werden sollen damit solche Ergebnisse wie im Viertelfinale (62:3 der Vikings gegen Sollerod/DEN). Die Qualitätssteigerung und Bündelung der TV-Kräfte geschehen aber auf Kosten eines vielseitigen Football-Europa.