KSV-Ultimatum endet heute: 3300 dayli-Mitarbeiter zittern um Job
Sollte bis heute 13.00 bis 14.00 Uhr kein Insolvenzantrag vorliegen, werde der Kreditschutzverband einen Konkursantrag einbringen. Die dayli-Pleite würde rund 3300 Mitarbeiter betreffen. In Tirol wackeln 336 Jobs.
Wien/Pucking - Der Kreditschutzverband (KSV) 1870 macht dem Ringen um die angeschlagene Drogeriemarktkette dayli ein Ende und bereitet einen Konkursantrag vor. Der KSV werde in Vertretung einer großen Lieferantengruppe noch bis heute, Donnerstag, 13:00 oder 14:00 Uhr zuwarten, ob bis dahin der angekündigte Antrag auf ein Sanierungsverfahren von dayli einlangt. Wenn nicht, werde der Konkursantrag eingebracht, hieß es.
dayli-Chef irritiert über Ankündigung
Man hoffe aber weiterhin, dass dieser kommt, weil es für alle Betroffenen besser wäre. Ein längeres Zuwarten sei den Gläubigern nicht zuzumuten, da jeden Tag Geld „verbrannt“werde. Die dayli-Pleite würde rund 3.300 Beschäftigte in Österreich treffen. In Tirol wackeln 336 Dayli-Jobs in 98 Filialen.
Der Verband vertrete 15 Lieferanten, die Außenstände von über drei Millionen Euro hätten. Insgesamt schätzt der KSV die offenen Forderungen aller Lieferanten auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
dayli-Chef Rudolf Haberleitner ist „irritiert“ über die vom KSV verschickte Ankündigung. „Wir befinden uns gerade in einer entscheidenden Phase. Wir verhandeln mit Investoren und Banken und sehen immer noch eine Chance, das Unternehmen ohne Insolvenz zu retten“, lässt Haberleitner über die PR-Agentur Milestones ausrichten. Eine Entscheidung soll noch diese Woche fallen - eine Ankündigung, die vom Unternehmen nicht zum ersten Mal geäußert wurde.
Betrieb kostet halbe Mio. Euro pro Tag
Der KSV werde „in allen Details über den Fortgang“ informiert, heißt es weiters. Man sei sich der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und Lieferanten „sehr wohl bewusst“.
„Der Betrieb der Drogeriekette wird ohne Rücksicht auf die seit Wochen nicht mehr bezahlten Lieferanten und die seit Ende Juni nicht bezahlten Dienstnehmer fortgesetzt“, kritisieren die Kreditschützer. Nach Angaben der Arbeiterkammer Tirol häufen sich die Anfragen von daily-Mitarbeitern, weil sie ihre Juni-Gehälter noch nicht bekommen hätten.
„Das ist wieder einmal ein Beispiel für eine schäbige Vorgangsweise, zuerst mit aller Gewalt die Sonntagsöffnung durchdrücken zu wollen, dann die Mitarbeiter im Stich zu lassen und sie nicht zu entlohnen. Und jetzt sollen die Millionen plötzlich in Italien verschwunden sein“, zeigt sich AK-Tirol Präsident Erwin Zangerl erbost. Die Experten der AK werden den Beschäftigten jedenfalls mit Rat und Recht zur Seite stehen, so Zangerl.
Gewerkschaft will Nägel mit Köpfen
Die Gewerkschaft forderte das Management auf, die bis Ende Juni fälligen Zahlungen an die Beschäftigten zu überweisen. „Wir haben dayli im Interesse der Beschäftigten dafür eine Erledigungsfrist von einer Woche gesetzt: Sollte diese Frist nicht eingehalten werden und das Geld nicht spätestens am 11. Juli auf den Konten der Beschäftigten sein, sehen wir keine andere Alternative als in Vertretung unserer Mitglieder weitere rechtliche Schritte einleiten,“ kündigte Karl Proyer, Vize-Chef der GPA-djp in einer Aussendung an.
Die Gewerkschaft trifft bereits Vorbereitungen für den Ernstfall, wenngleich sie hofft, „dass es ihm (Haberleitner, Anm.) endlich gelingt, einen Investor zu finden, der einen gesicherten Fortbestand des Unternehmens ermöglicht“.
Nach Schätzung des KSV1870 kostet der Betrieb der noch bestehenden 783 österreichischen dayli-Filialen pro Arbeitstag rund eine halbe Mio. Euro nur an Personal- und Sachaufwand, also ohne Wareneinsatz gerechnet.
Schadensbegrenzung angesagt
Jeder Tag, an dem weiter mit einem Insolvenzantrag zugewartet wird, koste das Unternehmen wertvolle Substanz. Dies schmälere damit einerseits die noch vorhandenen Aktiva und dadurch die Befriedigungsaussichten der Gläubiger und andererseits auch die Chancen auf einen erfolgreichen gerichtlichen Sanierungsplan und den Erhalt von bis zu 3300 Arbeitsplätzen.
Das noch vorhandene Vermögen gehöre unverzüglich unter Kontrolle des Insolvenzgerichtes gestellt und die Ereignisse der letzten Wochen, die Schlagzeilen gemacht haben, müssten aufgearbeitet werden, fordert der KSV. Die Investorensuche und alle weiteren Sanierungsversuche könnten bei der massiven Schieflage nur mehr über einen vom Gericht eingesetzten Insolvenzverwalter weitergehen. Schadensbegrenzung für alle Gläubiger sei angesagt. Auch die 3300 Dienstnehmer müssten rasch die Möglichkeit bekommen, Ihre Ansprüche beim Insolvenzfonds einzureichen, was erst nach eröffneter Insolvenz möglich ist.
Regioplan: Nur ein Drittel der 780 Standorte interessant
Stellt dayli morgen nicht selbst den Insolvenzantrag, sondern bringen die Gläubiger den Konkursantrag ein, dauert die Abwicklung des Verfahrens mehrere Wochen. Der Geschäftsbetrieb würde unterdessen weitergehen, sofern das die Geschäftsführung will. KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner hält eine Sanierung im gerichtlichen Insolvenzverfahren für möglich. Dass der angedrohte Konkursantrag vom Gericht abgelehnt wird, weil eine Zahlungsunfähigkeit nicht gegeben ist, erwartet er hingegen weniger. Schließlich sei das Unternehmen seit Wochen nur mehr sehr eingeschränkt beliefert worden.
dayli-Chef Haberleitner ist wohl der Einzige, der glaubt, das Unternehmen ohne Insolvenz retten zu können. Kantner hingegen will „nicht mehr länger auf ein Wunder warten“. Der Standortberater Regioplan hält nur rund ein Drittel der 780 dayli-Standorte in Österreich für den Handel für interessant. (APA/tt.com)