„Leere Schulen in den Ferien sind Verschwendung“
Endlich Ferien! Europa gibt dafür fünf bis 13 Wochen aus. Auf die Ergebnisse im PISA-Test wirkt sich die Länge nicht negativ aus.
Von L. Pircher, S. Strobl
Innsbruck –Bescheiden müssen die Schüler im Kanton Zürich sein. Fünf Wochen dauern dort die Schulferien im Sommer, im westlichen Genf allerdings schon acht Wochen. Österreich lässt sich wie Frankreich neun Wochen schmecken. In den südlichen Ländern wie Italien und Spanien schließen die Schulen fast drei Monate, wobei es in der Türkei die längsten Sommerferien gibt. Aber auch das nördliche Finnland bietet zehn bis 11 Wochen Ferien und verleitet zu einem interessanten Vergleich. Die langen Ferien hindern die Finnen nicht daran, Europas Spitzenreiter in der gefürchteten Kompetenzüberprüfung, dem PISA-Test, zu sein.
Doch wer gewinnt und wer verliert bei langen Ferien wirklich? Unterm Strich kommt es auf die Qualität an. Es wäre falsch, lange Ferien per se als Wissenskiller zu verurteilen, auch wenn sie vielen Eltern ob ihrer Länge Betreuungsprobleme bereiten. „Schulsysteme nur anhand der Ferien zu vergleichen, wäre falsch. Es gibt viele Länder, die gleich lang Ferien haben wie Österreich, diese nutzen aber die Unterrichtszeit und oft auch die Ferien besser“, sagt Schulexperte Andreas Salcher (siehe Kasten links). Der Experte plädiert generell dafür, dass Schulen auch in den Ferien, zumindest für vier Wochen, ihre Tore öffnen. Für Spiel und Programme. Schulgebäude zwei Monate lang leer stehen zu lassen, sei Verschwendung von Steuergeldern. Hierzulande gibt es seitens des Landes jedenfalls mehr Betreuungsangebote als in den Vorjahren. Mit 315 geöffneten Sommerkindergärten ist die Zahl so hoch wie noch nie. 7000 Kinder werden dort heuer wochenweise betreut. Das sind bald dreimal so viele Kinder wie 2008. Die „Spiel-mit-mir-Wochen“ in 24 Gemeinden werden heuer mit 120.000 Euro unterstützt, erklärt Landesrätin Beate Palfrader. Und anderswo? Südtirol wird in Tirol gerne als Vergleich im Bereich Schule herangezogen. 2005 wurde im Bildungsresort in Bozen eine eigene Abteilung für Sommerbetreuung eingerichtet. Berufstätige Eltern sollen entlastet werden, sagt Martha Canestrini: „Nach acht Jahren hat sich das Angebot verdreifacht.“ 250 Projektanträge gab es heuer. Südtirol gibt dafür rund 3,3 Millionen Euro aus. 35.000 Plätze (für Kinder zwischen 3 und 14) stehen heuer zur Verfügung. Der Eigenbehalt für Eltern beginnt mit 45 Euro pro Woche. Wie die Inspektorin der deutschsprachigen Kindergärten Christa Messner aber sagt, haben nur 32 von 261 öffentlichen Kindergärten im Sommer geöffnet.