dayli meldet Insolvenz an: 60 Millionen Euro Schulden
Die Sanierung des Unternehmens soll durch Fremdverwaltung erfolgen. Offen ist, wie viele Mitarbeiter ihren Job behalten. Der dayli-Chef glaubt immer noch an das Nahversorger-Konzept.
Pucking - Die Schlecker-Nachfolgegesellschaft dayli ist zahlungsunfähig und muss Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hat heute, Donnerstag, beim Landesgericht Linz einen Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung eingebracht. Den Gläubigern werde eine Quote von 25 Prozent angeboten, gab dayli in einer Aussendung bekannt. Betroffen von der Insolvenz sind rund 3300 Mitarbeiter in Österreich sowie mehr als 1000 in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg. In Tirol sind 336 Dayli-Jobs in 98 Filialen betroffen.
Die TAP 09 Beteiligungs GmbH von dayli-Chef Rudolf Haberleitner hat ihre Anteile unmittelbar vor dem Antrag bei Gericht an die ICU Unternehmensberatung GmbH von Martin Zieger abgetreten, um eine Sanierung und die Finanzierung der Zukunft des Unternehmens zu ermöglichen. Zieger war Geschäftsführer von Hunkemöller, Charles Vögele und Palmers.
Das Management der Drogeriekette ist auf das Ultimatum des Kreditschutzverbandes KSV1870 eingegangen und hat nun doch selbst den Insolvenzantrag eingebracht. Das Unternehmen soll aber unter dem neuen Eigentümer fortgeführt werden. Offen ist, wie viele der rund 3300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihren Job behalten.
dayli soll fortgeführt werden
„Das Ziel ist die Finanzierung des Unternehmens zu sichern und in Zusammenarbeit mit Politik und Gewerkschaft möglichst viele Arbeitsplätze und die Nahversorgung in Österreich zu sichern,“ betonte der neue Eigentümer Martin Zieger. Die Beteiligungsgesellschaft TAP 09 von Rudolf Haberleitner soll dayli um einen Euro an Ziegers ICU Unternehmensberatung GmbH abgetreten haben.
Das Fortführungskonzept sieht auch ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell vor, das ab nächster Woche den dayli-Mitarbeitern vorgestellt wird, heißt es.
Als Grund für die Pleite führt die Firma an, dass Teile des Nahversorger-Konzepts - dazu zählt auch die Sonntagsöffnung - nicht wie geplant umgesetzt werden konnten. „Die dadurch verursachte öffentliche Diskussion führte zur Verunsicherung von potenziellen Investoren“, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung des Unternehmens.
Haberleitner will weitermachen wie bisher
Zweiflern ist dayli-Chef Rudolf Haberleitner von Beginn an mit grenzenlosem Optimismus begegnet. Obwohl das Unternehmen nun offiziell insolvent ist und in den Filialen kaum noch Waren sind, will Haberleitner weitermachen wie bisher. „Ich glaube immer noch an das Nahversorger-Konzept“, sagte der 68-Jährige am Donnerstag. Von einem Scheitern könne keine Rede sein.
dayli werde unter dem neuen Eigentümer Martin Zieger fortgeführt, Haberleitner selbst sieht sich noch immer als Geschäftsführer. Allerdings übernimmt im Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Masseverwalter das Ruder. Haberleitner hat somit rein rechtlich nichts mehr zu sagen.
Abgesehen von dem Ende Juni bereits angekündigten Mitarbeiterabbau von 336 Personen und dem Schließen von 103 Filialen sei kein groß angelegter Kahlschlag zu erwarten, so Haberleitner. Wie es Zieger gelingen soll, das Unternehmen fortzuführen? „Zieger wird es am Privatkapitalmarkt versuchen, nicht bei Banken.“ Zieger verfüge über „ausgezeichnete Investorenkontakte“. Der neue Eigentümer war Geschäftsführer von Hunkemöller, Charles Vögele und Palmers.
„Haben keinen Kredit bekommen“
Wie viel Geld Ziegers ICU Unternehmensberatung einbringt, sagte Haberleitner nicht. Dass Haberleitner seine Anteile um einen Euro an Zieger abgetreten hat, wie kolportiert wird, kommentierte er nicht. „Über Preise spricht man nicht.“
Um die gesamte Umstrukturierung durchzuziehen, hätte dayli allein heuer 76 Mio. Euro gebraucht, so Haberleitner. „Wir haben aber keinen Kredit bekommen.“ Von Novomatic borgte sich die Firma 10 Mio. Euro. Lieferanten ist dayli etwa 18 Mio. Euro schuldig. Sie sollen eine Quote von 25 Prozent bekommen, also rund 4,5 Mio. Euro. Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wartet noch auf 4,6 Mio. Euro. Die „Sozialkosten“ bezifferte Haberleitner mit 8 bis 9 Mio. Euro.
Laut Kreditschutzverband 1870 beträgt die Höhe der Passiva rund 60 Mio. Euro, dem gegenüber steht die Aktiva mit etwa 10 Mio. Euro. Somit ergibt sich eine Überschuldung von rund 50 Mio. Euro. Die Beschäftigten bekommen ihre Juni-Gehälter und ihr Urlaubsgeld nun aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt.
Keine Insolvenzgefahr in Polen
Vorerst nicht von der Insolvenz betroffen sind die dayli-Gesellschaften in Italien und Polen. Durch ein Joint-Venture in Polen gebe es dort keine Insolvenzgefahr. Für Italien hingegen könne eine Insolvenz nicht ausgeschlossen werden. Die Gesellschaften in Luxemburg und Belgien mit in Summe 32 Filialen sind in das österreichische Sanierungsverfahren miteingebunden.
Keine Sorgen macht sich Haberleitner um den Warenbestand. Man habe noch 30 Mio. Euro an Warenbeständen und würde etwa 20 Mio. Euro brauchen, um die Regale aufzufüllen. Dass die Filialen fast leer sind, stritt er ab. Eine Warenkreditversicherung werde nach wie vor angestrebt. Warenkreditversicherer verweigerten bisher jedoch die Zusammenarbeit. (APA/tt.com)