Zu fett, zu salzig, zu süß: Die Welt und ihr Ernährungsproblem
Zwei Drittel aller Todesfälle gehen jährlich auf das Konto von nicht übertragbaren Erkrankungen - meist ausgelöst durch (Über-)Ernährungsprobleme. Die WHO sucht in Wien nach Lösungen.
Wien - Die Welt hat ein (Über-)Ernährungsproblem. Nicht übertragbare Krankheiten - zu einem Gutteil ernährungsbedingt und durch Übergewicht oder Adipositas maßgeblich gefördert - bedrohen Entwicklung der Menschheit. Die dazu international und auch aus Österreich vorliegenden Daten machen die bedrohliche Situation klar:
„Herzinfarkt & Co.“, chronische Lungenkrankheiten (COPD), Diabetes und Krebs führen weltweit - zunehmend auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern - zu einer steigenden Krankheitslast und erhöhter Mortalität. Die weltweiten Kosten dürften sich von 6,3 Billionen US-Dollar (4,71 Billionen Euro) im Jahr 2010 auf 13 Billionen US-Dollar (9,72 Billionen Euro) im Jahr 2030 erhöhen. Exklusive des Rauchens (chronische Lungenerkrankungen) sind die genannten Krankheitsbilder zu einem Gutteil auch durch die Ernährung bedingt.
Zu viele Kalorien, mangelnde Bewegung
„Laut den jüngsten Schätzungen starben im Jahr 2010 weltweit 34,5 Millionen Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten, das machte 65 Prozent der insgesamt 52,8 Millionen Todesfälle aus. Im Jahr 2030 könnten die nicht übertragbaren Krankheiten mehr als 50 Millionen Todesfälle fordern“, hieß es vor kurzem in der weltweit angesehenen Medizin-Fachzeitschrift „Lancet“.
Vor allem zu viel an täglicher Kalorienaufnahme, mangelnde körperliche Aktivitäten und zu salzige, zu fette und zu zuckerhaltige Nahrungsmittel für den zunehmenden Trend zu Übergewicht und Adipositas verantwortlich. „Übergewicht und Adipositas dürfen nicht zur Norm werden“, sagte beispielsweise Österreichs Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) anlässlich der am Donnerstag in Wien gestarteten zweitägigen WHO-Europa-Konferenz zum Thema „Ernährung und nicht übertragbare Erkrankungen.“
Eine Berechnung, die klar die Gefährdung durch einen einzigen Risikofaktor aus der Ernährung, den übermäßigen Salzkonsum, belegt: Eine Verringerung des Salzkonsums um generell 15 Prozent über zehn Jahre hinweg würde durch das Verhüten von Bluthochdruck in 23 Staaten, auf die 80 Prozent der Belastung durch nicht infektiöse Krankheiten entfallen, 8,5 Millionen Todesfälle verhindern.
Viertel der bis 14-Jährigen ist übergewichtig oder fettleibig
Auch in Österreich gibt es in Sachen Ernährung deutliche Defizite, wie zuletzt der Ernährungsbericht 2012 zeigte. Die Österreicher essen weiterhin zu fett, zu salzig und zu wenig Obst und Gemüse. Bei den sieben- bis 14-jährigen Schulkindern sind 24 Prozent übergewichtig oder adipös (fettleibig). Übergewicht ist im Vergleich zu 2008 von elf auf 17 Prozent Anteil gestiegen. Beim schweren Übergewicht (Fettleibigkeit/Adipositas; rund acht Prozent insgesamt) ist die Häufigkeit bei Buben gleich geblieben, bei Mädchen gesunken. Knapp vier Prozent sind untergewichtig, Mädchen doppelt so häufig wie Buben.
40 Prozent der 18- bis 64-Jährigen sind in Österreich übergewichtig, zwölf Prozent davon sind adipös. Übergewicht und Adipositas steigen mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern an, wobei beides bei Männern deutlich häufiger auftritt (Männer: 52 Prozent; Frauen: 28 Prozent).
Zu fett, zu salzig, zu zuckerhaltig
Die Ernährung in Österreich ist vor allem zu fett, zu salzig, zu zuckerhaltig. Bei mehr als der Hälfte der Erwachsenen und älteren Menschen liegt die Salzaufnahme sogar über dem als gesundheitlich bedenklich eingestuften Wert von zehn Gramm pro Tag (das entspricht ca. zwei Teelöffeln). Lediglich Schulkinder nehmen die mindestens empfohlenen 50 Prozent an Energie durch Kohlenhydrate zu sich - im Mittel stammen bei den Schulkindern hier aber mehr als die maximal empfohlenen zehn Energieprozent aus Zucker.
Komplexe Kohlenhydrate (stärkehaltige Lebensmittel) werden nach wie vor zu wenig konsumiert. Eine Folge davon ist eine zu niedrige Ballaststoffzufuhr (zusätzlich verstärkt durch einen zu geringen Verbrauch an Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten). Sie liegt im Durchschnitt klar unter der Empfehlung von 30 Gramm pro Tag. (tt.com, APA)