Wenn dem royalen Job Adieu gesagt wird

Der royalen Jugend den Vortritt lassen: In den vergangenen Jahrzehnten dankten einige europäische Regenten ab.

Brüssel –Was macht ein König eigentlich, wenn er nichts mehr macht, sprich die royale Pension antritt? Eine Frage, die alles andere als leicht zu beantworten ist: gab es in den letzten Jahrzehnten doch nur eine Handvoll Regenten, die auf Krone und Szepter verzichtet haben.

„Ein König geht nicht in Rente. Seine Amtszeit kann nur der Tod beenden.“ Die Meinung von König Juan Carlos von Spanien teilen nämlich viele Amtskollegen – unter anderem Margrethe II. von Dänemark: „Ich war immer der Meinung, dass es eine Verpflichtung für das Leben ist.“ Eine Verpflichtung, die alles andere als leicht abzugeben ist. Doch aktuell scheint in royalen Kreisen ein Umdenken stattzufinden: Nach Beatrix in den Niederlanden hat diese Woche auch Albert II. von Belgien seinen Rückzug vom Thron angekündigt. „Mein Alter und meine Gesundheit erlauben mir nicht mehr, meine Funktion so auszuüben, wie ich es möchte“, so der 79-Jährige in seiner offiziellen Rede. Die Zeit sei einfach gekommen, um „die Fackel weiterzureichen“.

Doch er ist nicht der erste aus seiner Familie, der sein Amt abgibt. König Leopold III. (†1983) dankte bereits 1951 zugunsten seines Sohnes Baudouins (†1993), Alberts älterem Bruder, ab. Allerdings nicht ganz aus freien Stücken: Starke Widerstände vor allem seitens der Sozialisten und Liberalen veranlassten Leopold zu dem Schritt. Doch der damals 49-Jährige wusste mit seiner neuen Freizeit genügend anzufangen. So widmete er sich im Wesentlichen wissenschaftlichen Forschungsarbeiten und Forschungsreisen. Aber auch seinem Sohn Albert wird nach der offiziellen Amtsübergabe am 21. Juli mit Sicherheit nicht langweilig werden: So hat er eine Vorliebe für schnelle Autos und Motorräder und ist am Naturschutz bzw. der Architektur interessiert. Seine ingesamt 12 Enkelkinder werden außerdem ihr Übriges dazu tun, damit dem Opa in der Rente ja nicht langweilig wird.

Aber nicht nur in Belgien gab es im höchsten royalen Amt des Öfteren einen Wechsel: Auch in den Niederlanden gönnt man sich gerne einen ruhigeren Lebensabend ohne Krone. Aktuelles Beispiel dafür: Beatrix, die bekanntlich am 30. April abgedankt hat. Langweilig wird ihr dennoch nicht so schnell: Sie nimmt nämlich immer noch laufend öffentliche Termine wahr und wirkt dabei nicht so, als stünde sie unter dem Pensionsschock. Doch wen wundert’s: Es haben doch bereits ihre Großmutter und ihre Mutter bewiesen, dass man als Regentin a. D. (außer Dienst) ein feines Leben führen kann. Königin Wilhelmina (†1962) sagte dem Thron 1948: „Tot ziens“ („Auf Wiedersehen“), ihre Tochter Juliana (†2004) 1980.

Und auch in Luxemburg haben Abdankungen Tradition: 1919 dankte Großherzogin Maria Adelheid (†1924) zugunsten ihrer Charlotte (†1985) ab, die wiederum 1964 für ihren Sohn Jean auf das Amt verzichtete. Der bisher letzter Wechsel erfolgte schließlich 2000, als der heute 92-jährige Jean den Thron für seinen Sohn Henri freimachte – und seitdem zurückgezogen auf Schloss Fischbach wohnt. Nach wie vor interessiert er sich aber für alles Politische und auch für das Dorfleben Fischbachs. „Er nimmt regen Anteil am Gemeindeleben“, erklärte die Bürgermeisterin vor einiger Zeit.

In unserem Nachbarland Liechtenstein gab es vor neun Jahren übrigens ebenfalls so etwas ähnliches wie eine Abdankung: Im August 2004 übergab Fürst Hans-Adam II. nämlich die Amtsgeschäfte an seinen damals 36-jährigen Sohn, Erbprinz Alois Philipp Maria. Allerdings ist Hans-Adam immer noch Staatsoberhaupt.

Die turbulenteste Abdankung in all den Jahren war aber mit Sicherheit jene des britischen Königs Edward VIII. (†1972). Seine Regierungszeit endete 1936 nämlich nach nur elf Monaten. Mit ein Grund dafür: Die Regierung und die Kirche von England weigerten sich, einer Heirat des Monarchen mit der geschiedenen Wallis Simpson zuzustimmen. (dpa, kew)