Bühne

Grenzgängern sein Herz schenken

Bei den Tiroler Volksschauspielen Telfs fällt der geplante Liederabend ins Wasser.

Telfs –Die schlechte Nachricht zuerst: Das diesjährige Plakat der Tiroler Volksschauspiele Telfs verspricht, was es nicht halten kann. Der dort angekündigte Liederabend findet nämlich nicht statt. „Das wäre finanziell leider nicht tragbar gewesen“, erklärte Volksschauspiel-Obmann Markus Völlenklee bei der gestrigen Programm-Präsentation, die von einem Chlor-Düftchen überlagert wurde. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Das Pressegespräch ging auf der Terrasse des Telfer Hallenbads über die Bühne – das sparsam befüllte Becken wird nämlich zur Kulisse für Heinrich von Kleists märchenhafte Romanze „Das Käthchen von Heilbronn“. Eine charmant-verrückte Idee, die im Vorjahr geboren wurde und seit Ende Mai in die Tat umgesetzt wird.

Die Crux an der Sache: Erfahrungswerte für ein Spiel im Wasser gab’s keine – und so stiegen die Kosten, bis Geschäftsführerin Silvia Wechselberger Ende Juni die Notbremse ziehen musste, um einen finanziellen Untergang zu vermeiden. Das Plakat war da aber schon gedruckt, zurückrudern konnte man also nicht mehr. Trotzdem steuern die Theatermacher nun volle Kraft voraus – und rühren kräftig die Werbetrommel für die vier tatsächlich stattfindenden Eigenproduktionen, die unter dem Motto „Grenzgänge“ stehen. Und Helden präsentieren, die – so Völlenklee – „den Boden verloren haben und außerhalb der Ordnung leben“. Gemeint ist damit nicht nur das traumwandlerische Käthchen, sondern auch der Affe Rotpeter, der – in Gestalt von Felix Mitterer – erneut seinen „Bericht für eine Akademie“ zum Besten gibt. Mit der Wiederaufnahme des Kafka-Monologs kommt man dem Wunsch des Publikums entgegen. In Telfs begegnet man aber auch dem Autor Mitterer, dessen Karriere anno 1977 mit „Kein Platz für Idioten“ ihren Anfang nahm. Sozusagen als verspätetes Geburtstagsgeschenk – der Volksdichter wurde im Februar 65 – kommt sein Erstling nun erstmals auch bei den Volksschauspielen auf die Bühne. Gezeigt wird eine Neufassung von Christoph Zauners erfolgreicher Inszenierung, die im Vorjahr bei den Luisenburger Festspielen zu sehen war. Die Hauptrollen sind mit Arthur Brauss und Moritz Katzmair besetzt, die restlichen Parts übernehmen Tiroler Mimen.

Eine Knarre, eine überforderte Lehrerin und ein Haufen enthemmter Schüler mit Migrationshintergrund sorgen indes in Nurkan Erpulats Stück „Verrücktes Blut“ für jede Menge Spannung. Regie führt Klaus Rohrmoser, der sich auf den „Theater-Thriller“ schon mächtig freut. (fach)