Musik

Mit Garanca im Himmel der Stimme

Die erste Auflage von „Klassik in den Alpen“ in Kitzbühel mit Elina Garanca & Friends bescherte musikalische Glücksgefühle.

Von Markus Hauser

Kitzbühel –Gehirn- und gelenkeverrenkt den Verdi zur Filmmusik für eine Akrobatikshow, für vordergründiges Kulissenschieben missbraucht, so ist Aida zurzeit in Verona zu erleben. Wie edel dagegen doch die schlichten Verhältnisse eines „Best of Verdi, Massenet und Mascagni“ in der Alpenarena beim ersten „Klassik in den Alpen Kitzbühel“ im Pfarrau Park.

Ganz konzentriert auf die Musik, ganz fokussiert auf stimmliche Präsenz, ganz dem unvergleichlichen Charme der Melodien aus „Werther“, Cavalleria Rusticana“, „Il Trovatore“, „Nabucco“ und „Aida“ ergeben, verzauberten Elina Garanca, Bryan Hymel, der Opernchor des Slowakischen Nationaltheaters und das Symphonieorchester der Volksoper Wien unter der Leitung von Karel Mark Chichon ein restlos begeistertes Publikum.

Freilich, Oper bzw. Arien bedeuten auch Bilder, selbst in der Abfolge von unwiderstehlichen Ohrwürmern. Von Kulturlady Barbara Rett von Highlight zu Highlight geführt, von Elina Garanca und dem Senkrechtstarter Bryan Hymel, verführt und nochmals verführt. Garanca, nicht nur eine der stimmlich begnadetsten Sängerinnen unserer Zeit, versteht es wie nur wenige, bis auf den Grund der Werke zu tauchen. Um der Musik jene bezaubernde Schwerelosigkeit zu verleihen, bei der sich spontan das Gefühl von Größe, Herrlichkeit und Pracht einstellt, welche wahre Meisterwerke umwehen.

Ihr in jeder Beziehung ebenbürtig, durfte man mit dem aus New Orleans stammenden Bryan Hymel einen von einnehmender Wärme beseelten, ungemein strahlenden Tenor erleben. Mit Hymel im Himmel der Stimmen, und nicht nur weil er rein optisch einen feschen Italiener hermacht. Verdi, Massenet und Mascagni, die Schöpfer der unendlichen Melodien, ihre Musik so stark gefühlt und eng mit den Worten verschlungen, waren an diesem Abend in die besten Kehlen gelegt.

Vortrag und Zusammenstellung ließen Liebe spüren, das Beziehungsgeflecht, die Emotionen waren ungemein stimmig zusammengeführt, aus jedem Stück eine kleine dramatische, lyrische oder melancholische Szene geformt. Etwas Pathos wo vonnöten, zupackend und sensibel Tiefen auslotend, mit Karel Mark Chichon am Pult durfte man das Symphonieorchester der Volksoper Wien in Hochform erleben. Ein leuch­tender, stimmlich ausgewogener Chor, selbst im vom Hunderte Male von Schlager und Schmalz abgelutschten „Va, pensiero“, verursachte Gänseschauer und Ergriffenheit. „O sole mio“ als eine der Zugaben, und noch einmal ging die Sonne auf über Kitzbühel.