Österreich exportiert nicht nur Urlauber
Die Alpenrepublik ist der mit Abstand größte Investor in Kroatien, dem jüngsten Mitgliedsland der EU. 700 heimische Unternehmen, darunter die großen Banken, sind vor Ort mit Niederlassungen präsent.
Wien, Zagreb –Seit 1. Juli ist Kroatien Mitglied der EU, als insgesamt 28. europäischer Staat. Viele Österreicher kennen den Neuankömmling bereits aus eigener Anschauung. Denn fast eine Million Landsleute, im Schnitt jeder achte Einwohner der Alpenrepublik, macht Urlaub in Kroatien. Die Adriastrände und -inseln zwischen Istrien und Dubrovnik sind nach Italien das beliebteste ausländische Reiseziel von Familie Österreicher.
Doch Österreich exportiert nicht nur Urlauber in das junge EU-Land. Auch Geld fließt reichlich zwischen beiden Staaten. Die heimische Wirtschaft exportierte zuletzt Waren im Wert von 1,1 Milliarden Euro in Richtung Zagreb. Die Importe aus Kroatien lagen bei 761 Millionen. Österreichs Unternehmen erwirtschafteten somit einen Handelsbilanzüberschuss von 339 Millionen Euro.
Schon lange vor dem EU-Beitritt Kroatiens hatte die rot-weiß-rote Wirtschaft das Land auf dem Balkan als wichtigen Markt entdeckt. Zwischen 1993 und 2011 flossen 6,5 Milliarden Euro an Investitionen nach Kroatien – ein Viertel aller ausländischen Investitionen. Österreich war damit mit Abstand der größte Geldgeber, gefolgt von den Niederlanden, Deutschland und Ungarn.
Aktuell weiß die Wirtschaftskammer von 700 österreichischen Unternehmen, quer durch alle Branchen, die in Kroatien mit Niederlassungen vertreten sind. Alleine die heimischen Großbanken wie Erste oder Raiffeisen Bank International (RBI) betreiben zig Filialen vor Ort.
Auch die notverstaatlichte Kärntner Hypo Alpe Adria ist beim EU-Neuling an vielen Standorten präsent. Das arg gebeutelte Geldhaus, das mit Milliarden an Steuergeld am Leben erhalten wird, muss sein Südeuropageschäft im Rahmen der von der EU verordneten Umstrukturierung allerdings bis 2015 verkaufen.
In Schwierigkeiten stecken in Kroatien nicht nur manche Banken, sondern auch der Staat selbst. Das Wirtschaftswachstum ist mit minus 2 Prozent negativ. Und die Arbeitslosigkeit ist mit 16 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Österreich.
Entsprechend angespannt ist der Staatshaushalt. Das für heuer vorgesehene Budgetdefizit von umgerechnet 1,34 Milliarden Euro war schon zur Halbzeit des Jahres erreicht. (mark)