Warnsystem

Lehren aus der Katastrophe

Das Land hat sich mit zusätzlichen Retentionsflächen beschäftigt und führt ein Warnsystem für Ortschefs ein. Muren und Hochwasser sollen berechenbarer werden.

Von Marco Witting

Innsbruck –Auf das Muren-Rekordjahr 2012 folgte der katastrophale Juni 2013 – mit über 350 Einzelereignissen auf ganz Tirol verteilt. Und während einerseits die Aufräumarbeiten laufen, gibt es noch immer mehrere Häuserevakuierungen, die teilweise bis zum Herbst aufrechtbleiben. Für Marcel Innerkofler, Chef der Landeswarnzentrale, ist klar: „Auch wenn wir Hochwasser und Muren wohl nicht verhindern können, gibt es Möglichkeiten, damit wir besser darauf vorbereitet sind.“

Zwei Schwerpunkte werde dazu vorerst gesetzt. Das sind einerseits so genannte Retentionsflächen. Hubert Steiner, Vorstand der Abteilung Wasserwirtschaft, dazu: „Selbstverständlich darf im Interesse des Siedlungs- und Wirtschaftsraumes im Inntal eine tatsächliche Überflutung oder auch nur größere Überflutungsgefahr dort nicht auf Dauer hingenommen werden. Es zeigt sich, dass der vorhandene Schutz dieser Räume in Zukunft noch verbessert werden muss.“

Die Möglichkeiten für solche Retentionsräume im Inntal sind im Grunde erkannt, es sollen aber in den nächsten Monaten die dafür in Frage kommenden Überflutungsflächen noch näher auf ihre Eignung und hydraulische Wirksamkeit untersucht werden.

Mit den Bürgermeistern der betroffenen Regionen wurde dies bereits besprochen. Das Prinzip ist einfach: Wo Freiland oder Grünflächen sind, sollen diese erhalten werden, um sie im schlimmsten Fall zu fluten, damit größere Infrastrukturschäden vermieden werden können. Steiner: „Dies kann bedeuten, dass der Hochwasserschutz für ein kleineres Hochwasser sogar verbessert werden muss, um den Retentionsraum wirklich erst dann zu füllen, wenn ein sehr großes Ereignis stattfindet.“

Um den Verantwortlichen auf Gemeindeebene im Katastrophenfall eine bessere Information zum Wetterablauf und eine Entscheidungshilfe für das Setzen von Maßnahmen anzubieten, hat das Land Tirol die Wetterdienststelle Innsbruck mit der Erstellung eines Internetportals für insgesamt 1400 Entscheidungsträger in den Tiroler Gemeinden beauftragt.

Kernstück davon ist ein laut Auskunft des Landes leicht zu handhabendes Vorhersageprodukt für die jeweils kommenden Minuten und Stunden. „Auf Grund der hohen räumlichen Auflösung ist es möglich, die verschiedenen meteorologischen Messgrößen wie Niederschlag, Temperatur, Feuchte, Wind und Bewölkung sehr kleinräumig vorherzusagen“, sagt Innerkofler. Niederschlagsradardaten können alle fünf Minuten in die Berechnung einfließen.

Dieses Wetterpaket wurde unlängst bei einer Informationsveranstaltung von LHStv. Josef Geisler sowie von Mitarbeitern der Landeswarnzentrale Tirol sowie der Wetterdienststelle Innsbruck im Landhaus in Innsbruck den Bürgermeistern erstmals vorgestellt.