Natur

Pflege ist auf Migranten angewiesen

Im Gesundheitswesen sind Mitarbeiter mit einem Migrationshintergrund nicht wegzudenken. Nachholbedarf gibt es bei türkischstämmigen Pflegern.

Von Michaela Spirk-Paulmichl

Innsbruck –In Österreich arbeiten 294.000 Menschen in Gesundheitsberufen, davon haben 53.200 – rund 18 Prozent – einen Migrationshintergrund. „In Ballungszentren ist dieser Anteil noch deutlich höher. Ohne die Frauen und Männer mit Wurzeln in anderen Ländern würde unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps stehen“, sagt Katharina Pils, Chefärztin des Österreichischen Roten Kreuzes. „Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müssen wir nicht nur junge Österreicher, sondern auch noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund für Pflege- und Betreuungsberufe interessieren.“

In Innsbruck spricht Hubert Innerebner, Geschäftsführer von den Innsbrucker Sozialen Diensten (ISD), von einem Anteil von 20 bis 30 Prozent. „Wir beschäftigen Menschen aus 35 Nationen.“ Zum ISD gehören sieben Seniorenheime für etwa 900 Menschen, 600 bis 700 weitere werden über die Hauskrankenpflege betreut. Die meisten Pfleger mit Migrationshintergrund stammen aus osteuropäischen Ländern, aus Polen, Tschechien und dem ehemaligen Jugoslawien. „Sie sind eine Riesenstütze unseres Unternehmens“, sagt Innerebner. „Sehr viele“ seien in der zweiten Führungsebene mit Stationsleitungen betraut. Nachholbedarf gebe es noch beim türkischstämmigen Pflegepersonal. „Derzeit werden viele ältere Menschen aus diesem Kulturkreis noch innerhalb der Großfamilie betreut. Doch das wird sich ändern und dann brauchen wir auch die Pfleger, um auf Sitten und Bräuche entsprechend eingehen zu können.“ Dass Männer Frauen pflegen und umgekehrt – auch im Intimbereich –, da werde es ein Umdenken brauchen. Derzeit werde noch „gerätselt“, wie der Beruf für türkischstämmige Menschen attraktiver werden kann. „Wir werden sie in Zukunft brauchen!“

Auch Karl Thurnbichler von der Arge Tiroler Altenheime, der 85 Heime angehören, spricht von bevorstehenden Veränderungen: „Aus der Türkei stammende Bewohner kommen mit Pflegern mit dem gleichen kulturellen Hintergrund leichter zurecht.“ Derzeit sei dies noch nicht Thema – im ländlichen Bereich gebe es weniger Menschen mit Migrationshintergrund –, „aber irgendwann werden die Dämme brechen“. Und dann werde man diese Menschen brauchen.