Trampelpfad wird zum Zankapfel
Seit rund vier Jahren tobt am Arzberg in Schwaz ein Nachbarschaftsstreit. Es geht um ein angeblich ersessenes Wegerecht, einen Hund, Stalking-Vorwürfe und darum, dass eigentlich alle nur eines wollen: Frieden.
Von Angela Dähling
Schwaz –Ein Maschendrahtzaun und ein Boardercollie sorgen am Arzberg für explosive Stimmung. Der Zaun grenzt das Grundstück des Höglhofs der Familie Prem ein. Dadurch könne seit dem Jahr 2010 ein Wanderweg, der seit Jahrzehnten durch die Weiden des Prem-Bauern zur Kellerjochbahn führe, nicht mehr genutzt werden, empören sich die Anrainer Alois Kometer, Josef Danler und Alois Ortner.
Höglhof-Besitzer Franz Prem will von dem Weg nichts wissen. „Das müssen sie mir beweisen, dass sie schon immer bei uns durch die Felder gegangen sind.“ Bei einem kürzlichen Lokalaugenschein war kein Weg ersichtlich. Kometer, Danler und Ortner verweisen auf alte Wanderkarten, auf denen er eingezeichnet sei. Und auf viele Schwazer, die ihn benutzt hätten.
Auch eine Unterschriftenaktion zur „Erhaltung und Beibehaltung des Wanderwegs auf den Grundstücken 2188/1 und 2189/2 im Bereich des Höglhofes“ wurde gestartet. Am 14. April 2011 wurden 86 Unterschriften dem Schwazer Bürgermeister Hans Lintner überreicht mit dem Hinweis, dass dies der einzige Wanderweg zwischen Niederberg, Arzberg, Pirchanger und Schlingelberg sei.
Bereits damals hatte Alois Kometer noch ein Problem mit dem Höglhof-Besitzer wegen eines weiteren Weges auf Höglhof-Grund, der oberhalb des Hofes vorbeiführt. Laut einem Schild wird dessen Begehung bis auf Widerruf gestattet. „2009 hat sich Herr Prem einen Hund namens Rambo angeschafft, den er frei herumlaufen ließ“, schildert Alois Kometer. Der Hund habe durch sein aggressives Verhalten das Begehen beider Wanderwege, der Gemeindestraße und der Rodelbahn behindert und viele Leute würden sich daher nicht mehr trauen, diese Bereiche zu passieren.
„Im März 2009 hatte mich der Hund auf dem Gemeindeweg gebissen“, behauptet Kometer. Er weiß von weiteren Personen, denen es ähnlich ergangen sein soll. Die Tiroler Tageszeitung hat mit drei von ihnen gesprochen. Sie alle bestätigen, der Hund habe sie angefallen und nach ihnen geschnappt. Eine Person kam mit einem Kratzer davon, eine andere sagt, der Hund habe versucht, sie ins Bein zu beißen. „Die Hose hatte ein Loch und mein Bein einen blauen Fleck. Weil ich nicht geblutet habe und keinen Streit mit den Nachbarn will, hab’ ich’s gut sein lassen.“ Aus Angst vor dem Hund meide man den Weg, so gut es gehe.
Alois Kometer erinnert sich, dass Prem von der Bezirkshauptmannschaft die Anweisung bekommen haben soll, den Hund einzusperren. „Davon weiß ich nichts“, behauptet Prem. „Von mir aus soll der Amtstierarzt kommen und es prüfen.“ Zu den Attacken des Hundes meint er, das Tier habe nie jemanden gebissen. Sonst hätte es ja Anzeigen gegeben. „Es geht um einen Privatweg. Wenn man da ein Problem mit einem Hund hat, geht man da halt nicht mehr“, lautet seine Sicht der Dinge. Dann lässt er schwere Vorwürfe gegen Alois Kometer los. „Er drohte, den Hund zu vergiften, ist mit dem Stock auf ihn losgegangen, so dass er an der Schnauze verletzt wurde. Kein Wunder, dass der Hund bellt, wenn er ihn sieht.“ Prem behauptet weiter, sein Nachbar habe seine Familie beobachtet, fotografiert und sei nachts ums Haus geschlichen. Jetzt tue er das wegen des Hundes nicht mehr. „Damit er den Hund nicht mehr schlägt, habe ich über Nacht auch den Zaun errichtet“, sagt Prem. „Das ist gelogen und kompletter Blödsinn. Wenn er solche Sachen über mich sagt, muss ich ihn wohl belangen“, meint Kometer dazu.
Prem behauptet: „Ich will nur meinen Frieden haben.“ Und auch Kometer, Danler und Ortner sagen: „Wir sind an einer friedlichen Lösung interessiert.“ Auch der Stadtgemeinde ist es bisher nicht gelungen, Frieden zu schaffen. „Die Gemeinde sagt, sie kann das Servitutsrecht nicht einklagen. Zwei unabhängige Rechtsanwälte sehen es anders: Nur die Gemeinde und nicht wir Anrainer können klagen“, erklärt Kometer.
Der mit der Sache betraute Gemeinderat Franz Egger meint, ein Rechtsstreit mache wenig Sinn. „Wir können da keinen Weg errichten, wenn es bisher nur einen Trampelpfad gab.“ Sinn mache nur ein neuer Weg als Verbindung zum Rodelweg. Über die Grundabtretung dafür sei man sich mit Prem einig gewesen. Egger: „Die Stadt würde Weg und Zaun errichten. Prem will aber nicht die Erhaltung des Zaunes übernehmen. Daran scheiterte es bisher.“