Neuer Finanzskandal - Ist Spaniens König ein Steuerbetrüger?
Über sechs Millionen Euro soll König Juan Carlos auf insgesamt drei Schweizer Bankkonten überlassen haben.
Madrid – Als Juan de Borbon vor 20 Jahren verstarb, hinterließ er seinem Sohn, dem spanischen König Juan Carlos, ein Millionenvermögen. Neben zahlreichen Immobilien in Portugal und Madrid vermachte er seinem Sohn auch große Geldsummen. Über sechs Millionen Euro soll er Juan Carlos auf insgesamt drei Schweizer Bankkonten überlassen haben. Doch wo ist dieses Geld und wurde es überhaupt versteuert, fragt sich derzeit das spanische Finanzamt.
Nach den Geldwäsche- und Steuerbetrugsskandalen um den königlichen Schwiegersohn Inaki Urdangarin, in den auch noch die Königstochter Prinzessin Cristina verwickelt werden könnte, scheinen Spaniens Finanzbeamten vermehrt auf die Steuererklärungen der Königsfamilie zu schauen. Die Beamten fanden allerdings keinen Beleg darüber, dass Juan Carlos das geerbte Vermögen je versteuert habe.
Aus dem Königspalast hieß es nun, Juan Carlos habe mit dem Geld komplett die Schulden seines Vaters beglichen und die Schweizer Konten bereits 1995 aufgelöst. Das Geld sei angeblich niemals nach Spanien überwiesen worden, man gehe allerdings davon aus, dass die Testamentsvollstrecker sich um die Zahlung der Erbschaftssteuer gekümmert haben, obgleich man die Dokumente nicht mehr im Zarzuela-Palast finden könne.
Für das spanische Finanzamt klingt das eher nach einer schlechten Ausrede. „Sollte eine Erbschaftssteuer bezahlt worden sein, muss auch 20 Jahre danach noch ein Dokument zumindest beim Notar vorliegen. Dem Finanzamt hingegen liegt kein Dokument vor, obwohl das System schon damals digitalisiert war“, erklärt Jose Maria Mollinedo, Gewerkschaftssprecher spanischer Finanzbeamter, die spanischen Zeitung „El Mundo“.
Sollte sich herausstellen, dass der spanische König wirklich sein Millionenerbe nicht versteuert habe, würde das zu einem kaum wieder zu behebenden Imageverlust der Krone führen. Die jüngsten Skandale um Elefantensafaris, Seitensprünge, eine vermutliche Abtreibung von Prinzessin Letizia vor der Heirat mit Kronprinz Felipe und die angebliche Geldwäsche von Schwiegersohn Inaki Urdangarin haben das Ansehen der zuvor so beliebten spanischen Königsfamilie bereits auf einen historischen Tiefpunkt gebracht. Vor allem die immer häufiger auftretenden Finanzskandale im Königshaus scheinen die Krisen geschüttelten Spanier, von denen man fordert, den Gürtel immer enger zu schnallen, aufzuregen.
Oppositionsparteien wie UPyD oder die Vereinte Linke (IU) bezeichneten unterdessen die Erklärungen aus dem Königspalast über die angeblich verschwundenen Dokumente der Erbschaftssteuerzahlung als „unwahrscheinlich“. Der IU-Abgeordnete Gaspar Llamazares forderte prompt die Notwendigkeit, auch das Königshaus in das neue Transparenzgesetz aufzunehmen, mit dem die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy (PP) demnächst die weitverbreitete Korruption in der Politik, in der staatlichen Verwaltung und in den Parteien verstärkt bekämpfen will.
Vielleicht finden sich die Erbschaftssteuerunterlagen des Königs aber auch noch. Es wäre nicht der erste Fehler, der derzeit den spanischen Finanzbeamten unterläuft. Im Rahmen der Untersuchungen der Finanzaffäre um Inaki Urdangarin fanden die Ermittler der Finanzbehörde bei der Prüfung von Steuererklärungen der spanischen Prinzessin Cristina angeblich Immobilienverkäufe, die niemals versteuert wurden.
Der Skandal ging durch die Medien. Vier Tage später musste sich Spaniens Finanzminister Cristobal Montoro öffentlich entschuldigen, da falsch erfasste Ausweisnummern zu einem Irrtum geführt hätten. Die Wohnungen und Grundstücke, die Cristina in den Jahren 2005 und 2006 im Wert von 1,4 Millionen Euro verkauft haben soll, gehörten ihr niemals. Die Königstochter sowie die Eigentümer der Immobilien bestritten vehement, entsprechende Verträge miteinander geschlossen zu haben. (APA)