Rubiks magischer Würfel, neu gedreht
Der neue Range Rover Sport beherrscht das Durchqueren von Flüssen, das Erklimmen steiler Hänge und das flinke Durchfahren eng gezogener Wechselkurven – mit der Unterstützung von trickreicher Technik.
Von Markus Höscheler
Cheltenham –Beim Zaubern zeigen sie Gemeinsamkeiten, der Ungar Ernö Rubik und die Ingenieure von Land Rover. Der Erstgenannte fasziniert seit Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Millionen Rätselsuchende mit seinem bunten, magischen Würfel, bei dem es das Ziel ist, jeweils neun gleichfarbige Quadrate auf jeder der sechs Seiten zu ordnen. Die Briten gingen schon damals und gehen weiterhin ihrer Neigung nach, etwas Würfelähnliches in größeren Dimensionen auf vier Räder zu stellen und das dabei entstehende Fabrikat mit sensationellen, Hürden überwindenden Fortbewegungsfähigkeiten zu bedenken.
Neuestes serienreifes Resultat dieser Bemühungen ist der Range Rover Sport. Der schickt sich an, im September auf den Markt zu rollen – so dynamisch wie noch nie und so geländetauglich, als wäre es erforderlich, neue Pionierleistungen im Gebirge, in der Wüste oder im Dschungel zu erbringen. Der zauberhaften Kombination aus Straßen- und Offroadtalenten liegen technische Finessen zugrunde. Das vom größeren Range Rover abgeleitete Sport-Modell büßt gegenüber dem Vorgänger an Masse ein, fährt mit aktualisierten Motoren und findet hilfreiche Unterstützung im nochmals verfeinerten Geländeprogramm Terrain Response 2.
Dem weit verbreiteten Einsatz von Aluminium und auch einem Motorenaustausch ist es zu verdanken, dass der Range Rover Sport bis zu 420 Kilogramm weniger schwer ist als das vergleichbare Vorgänger-Exemplar. Das bereits zweifach angesprochene Triebwerksportfolio besteht anfangs aus zwei Sechszylinder-Turbodieseln und einem V8-Kompressor-Benziner, später folgen ein V8-Ölbrenner und ein Dieselhybrid.
Die beiden Selbstzünder bieten eine Leistung von 258 und 292 PS und stemmen ein Nenndrehmoment von 600 Newtonmetern bei 2000 Umdrehungen/Minute. Dabei benötigen die Aggregate für den Sprint von null auf 100 km/h 7,2 bis 7,6 Sekunden, für eine 100 Kilometer lange Fahrt im EU-Testzyklus 7,3 bis 7,5 Liter Treibstoff (CO2-Emission: 194 bis 199 g/km). Der nochmals kräftigere V8 absolviert den Hunderter nach 5,3 Sekunden, schafft sogar 250 km/h Höchstgeschwindigkeit und genehmigt sich einen genormten Durchschnittsverbrauch von 12,8 l/100 km (CO2-Ausstoß: 298 g/km).
Die an flach gezeichnete Sportwagen erinnernden Tempo-Daten sind nicht nur ein Signal für die Längsdynamik. Der kantenreiche Range Rover Sport bewältigt zügig eine Kehre nach der anderen, etwa dank der Wankunterdrückung, dank der Fahrwerksabstimmung Adaptive Dynamics, dank der radselektiven Drehmomentverteilung (Torque Vectoring) und dank eines elektronisch geregelten Hinterachsdifferenzials. Der Traktion dienlich ist weiters das Allradsystem, das die Engländer erstmals in zwei Ausführungen anbieten: eines mit einem einteiligen Verteilergetriebe und einer hinterachsorientierten Grundverteilung des Drehmoments (33 Prozent vorne, 67 Prozent hinten); und ein zweites mit zweiteiligem Verteilergetriebe samt Untersetzung.
Dem zuletzt erwähnten 4WD-System geben wir wegen der ersten Probefahrten in Wales und England den Vorzug, erst recht in Verbindung mit dem schon angerissenen Terrain Response 2. Damit lassen sich das Fahrwerk, das Stabilitätsprogramm, die Sensibilität des Gaspedals dem jeweiligen Untergrund anpassen, eingestellt über ein Drehrad zwischen den beiden Vordersitzen. Eine Auto-Funktion erkennt nötigenfalls die Beschaffenheit des Bodens von selbst und wählt die gebotenen traktionserhaltenden Schritte. Eine weitere Neuheit ist das automatische Erkennen von Wassertiefen über Sensoren im Außenspiegel. Eine zweckmäßige Einrichtung für jene, die gerne Flüsse durchqueren, für die der Range Rover Sport dank einer Wattiefe von 850 Millimetern ganz gut geeignet ist.
Diesseits der Bankette macht der 4,85 m lange Geländewagen auf Komfort und Luxus. Manche Kunden werden sich darüber freuen, dass Land Rover den Range Rover Sport auf Wunsch als 5+2-Sitzer ausliefert; dass die Heckklappe elektrisch aufschwingt; und dass eine Durchreiche den Transport von Skiern erleichtert. Eine Achtgangautomatik befreit von Schaltsorgen, eine Vierzonen-Klimaautomatik von Hitzebedenken und ein Meridian-Soundsystem mit bis zu 23 Lautsprechern von Entertainmentmangel. Einiges, aber nicht alles ist höheren Ausstattungslinien, mitunter als Option, vorbehalten – für die Basisausführung des Range Rover Sport sind wenigstens 68.700 Euro aufzubringen. Die Bereitstellung dieses Betrags stellt allerdings viele Interessenten vor ein kniffliges, an Rubiks Zauberwürfel erinnerndes Rätsel.