Kampf gegen Schulden

China setzt Problem-Branchen auf Geldentzug

Chinas Zentralbank macht weiter Druck beim Kampf gegen faule Kredite. Branchen mit Überkapazitäten sollen auf Geldentzug gesetzt werden.

Peking/Frankfurt - China dreht Branchen mit Überkapazitäten den Geldhahn zu und verschärft damit den Kampf gegen die hohe Verschuldung in dem Land. Die Firmen in diesen Branchen erhielten kein frisches Geld, teilte die Zentralbank am Freitag zusammen mit anderen Aufsichtsbehörden mit. Allerdings würden Betriebe unterstützt, die Fabriken stilllegen und die Produktion aufgeben wollten. Ungeachtet der jüngsten Konjunkturabkühlung treibt damit die Führung in Peking unter Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang ihren Plan voran, China weniger abhängig von Exporten und zu einem Hersteller von Spitzentechnologie zu machen.

Regierung will Verschuldung in den Griff bekommen

Das Land halte an seiner umsichtigen Geldpolitik fest und werde den Ausgleich finden, einerseits das Wachstum zu fördern und andererseits Reformen im Finanzsektor voranzutreiben, hieß es in der Erklärung des Staatsrats weiter. Die Regierung erklärte, das Wachstum bewege sich immer noch in einem vernünftigen Rahmen. Präsident Xi und Ministerpräsident Li weisen schon seit einiger Zeit darauf hin, dass das rapide Wachstum der vergangenen drei Jahrzehnte nicht gehalten werden kann. Noch vor wenigen Jahren hatte die Führung in Peking mit milliardenschweren Konjunkturpaketen die Wirtschaft angekurbelt.

Experten sehen aber einen Wandel in den Köpfen. „Die nun vorgelegte Richtlinie zeigt, dass sich die Verantwortlichen in China mehr auf die Restrukturierung der Wirtschaft konzentrieren als darauf, mehr Geld ins System zum Pumpen, um das Wachstum anzukurbeln“, sagte Li Huiyong, Volkswirt bei Shenyin Wanguo Securities. Die Konjunktur verliert derzeit kräftig an Fahrt, zuletzt waren die Wachstumsraten so niedrig wie seit 14 Jahren nicht mehr. Viele Analysten gehen davon aus, dass das Wachstumsziel der Regierung in Peking von 7,5 Prozent verfehlt werden könnte.

Die Regierung will als erstes die hohe Verschuldung in den Griff bekommen und sagte den Schattenbanken den Kampf an. Vor kurzem stellte Chinas Notenbank dem Markt keine Liquidität mehr zur Verfügung, um den Banken ihre Abhängigkeit vom billigem Geld der Zentralbank drastisch vor Augen zu führen. Das trieb die Zinsen auf Rekordwerte. Analysten sehen in dem schwer durchschaubaren Schattenbanken-System eine der größten Gefahren für die Wirtschaft. Viele Banken legen Vermögensverwaltungs-Vehikel auf, um so Unternehmen und Kommunen mit Geld zu versorgen und Vorhaben zu finanzieren, für die es reguläre Kredite nie geben dürfte.

Massive Überkapazitäten in zahlreichen Branchen

Die Regierung selbst räumte ein, nicht zu wissen, wie hoch die Kommunen verschuldet sind - es könnte mehr sein, als bisher angenommen. Banken gehen davon aus, dass die Kredite der Städte und Gemeinden für Infrastrukturprojekte oder auch für Spekulationen am Immobilienmarkt zwischen 15 und 36 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Chinas liegen.

Dazu kommen massive Überkapazitäten in zahlreichen Branchen. Rongsheng, die größte private Werft Chinas, bat nun die Regierung in Peking und wichtige Aktionäre um Finanzhilfen und warnte zugleich vor einem Verlust im ersten Halbjahr. Experten gehen davon aus, dass das Unternehmen das größte Opfer der Branchenkrise werden könnte. Im vergangenen Jahr gingen die Neuaufträge wegen der Flaute in der Reedereibranche um die Hälfte zurück.

Auch in der Baumaterialbranche sowie bei Stahl- und Aluminiumhütten gebe es Überkapazitäten, sagte Ma Tao, Analyst bei dem Analysehaus CEBM Group. Auch die Solarbranche wurde zuletzt massiv ausgebaut. Inzwischen produzieren Chinas Firmen mehr Solarmodule, als weltweit nachgefragt werden. Die Regierung in Peking will einem Zeitungsbericht zufolge nun heimische Solarkraftwerke fördern, um den Unternehmen neue Absatzmärkte zu erschließen. (APA/Reuters/tt.com)