Musik

Nördliche und südliche Giganten

Zufällig war gestern. Die neuen Superstars wie Santiano, Gabalier und Helene Fischer schwören auf eines: die perfekte Inszenierung!

Von Hubert Trenkwalder

Hamburg, Graz –Während Florian Silbereisen in einer randvollen Messehalle in Graz sein ARD-Sommerfest mit 6 Millionen Zusehern und einem überraschend hohen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen feiert, betritt seine hübschere Hälfte, die Schlagerkönigin Helene Fischer, wenige Kilometer entfernt vor Tausenden Fans die Showbühne.

An diesem Abend hat sie die Chartstürmer Santiano im Gepäck, die ihrerseits wieder im Norden Deutschlands Hallen füllen, als gäbe es nichts Cooleres als Schänti-und Trinklieder. Und in diesem Schlagergewitter bekennt sich eine Selbstläufer-Show wie „Deutschland sucht den Superstar“ wie zufällig auch zur oft geschmähten leichten Muse und hievt das Schweizer Mädl Beatrice Egli auf den Thron des Jahres und gleichzeitig an die Spitze der deutschen Charts.

So viel Schlager kann kein Zufall sein, tönt es hinter den Kulissen. Wahr ist: Die deutschsprachige Unterhaltungsmusik entwickelt sich diametral zum restlichen Musikbusiness, in dieser Branche wird wieder richtig Geld verdient und die Konzepte sind perfekt durchdacht. Auch wenn kein einziger Santiano jemals zur See fuhr, 700.000 CD-Käufer wollen es laut Verkaufsstatistik glauben. Und auch wenn Andreas Gabalier sich wahrscheinlich nicht seine Zukünftige im Fankreis suchen wird, davon träumen laut verkauften Downloads Hunderttausende Mädchen.

Und selbst die nicht erklärbaren Phänomene, die in den Hitparaden von 0 auf eins schießen, kommen aus der Schlager­ecke: Die Amigos schafften dies kürzlich zum dritten Mal en suite.

Und plötzlich schießen die neuen Konzepte wie Pilze aus dem Boden. Plattenfirmen stellen Budgets bereit, Privatsender reservieren wieder Sendeplätze, staatliche Rundfunkstationen folgen errötend deren Spuren.

Der Schlager erlebt eine neue Blüte und er schert sich nicht im Geringsten um die Krise in der Musik­industrie.