Crash auf Landebahn: zwei Tote, sechs Passagiere in Lebensgefahr
Der Flug eines koreanischen Verkehrsflugzeugs quer über den Pazifik endet nach zehn Stunden in San Francisco mit einer Bruchlandung. Zwei Menschen sterben, 305 überleben. Die Experten rätseln, wie es zu dem Unglück kommen konnte.
San Francisco, Seoul – Bei der dramatischen Bruchlandung eines südkoreanischen Passagierflugzeugs in San Francisco sind zwei junge Chinesinnen ums Leben gekommen. Alle 305 anderen Menschen an Bord überlebten nach offiziellen Angaben das Unglück vom Samstag. 182 Menschen wurden verletzt.
Sechs Verletzte schweben in Lebensgefahr. Eine Sprecherin des San Francisco General Hospital, Rachel Kagan, sagte am Sonntag auf einer Pressekonferenz, in dem Krankenhaus seien noch 19 Insassen der Unglücksmaschine in Behandlung. Sechs von ihnen seien in einem lebensbedrohlichen Zustand, darunter ein Kind. Etwa 15 Patienten seien noch bewusstlos, sagte die Chirurgin Margaret Knudson.
Knudson sagte auf der Pressekonferenz, viele der Patienten litten unter inneren Verletzungen oder unter Knochenbrüchen. Die Brüche gingen teilweise mit Lähmungen einher. Die lebensbedrohlichen Fälle seien die mit Schädelhirntrauma oder schweren Unterleibsblutungen.
Zwei Patienten hätten schwerste Hautabschürfungen, so als seien sie gezogen worden, sagte Kudson weiter. Sie wisse nicht, was mit ihnen geschehen sei. Die Patienten, die in der Lage waren zu sprechen, berichteten laut der Chirurgin, sie hätten im hinteren Bereich der Boeing 777 gesessen
Die US-Behörden suchten am Sonntag weiter nach der Ursache für den Unfall. Die Boeing 777-200 war nach einem zehnstündigen Flug von Seoul ohne Vorwarnung auf der Landebahn des internationalen Airports der Westküstenmetropole aufgeschlagen. Sie wurde völlig zerstört und brannte größtenteils aus.
Die beiden Toten seien außerhalb des Flugzeugs auf dem Rollfeld gefunden worden, sagte eine Verantwortliche der Feuerwehr. Nach Angaben des Präsidenten der Asiana Airlines, Yoon Young-doo, und laut US-Medien handelte es sich um zwei 16 Jahre alte chinesische Schülerinnen, die gemeinsam mit einer Gruppe den Sommer in den USA verbringen wollten. Fünf Verletzte waren am Sonntag noch in kritischer gesundheitlicher Verfassung, berichtete die Zeitung „San Francisco Chronicle“. Viele Opfer erlitten laut einer Krankenhaussprecherin Verbrennungen und Knochenbrüche, manche auch innere Blutungen.
Dramatische Bilder von der Absturzstelle
Die Bilder von der Unglücksstelle waren erschreckend. Die Maschine lag mit aufgerissener und verbrannter Kabinendecke auf dem Rollfeld, das Heck war abgebrochen. Trümmerteile lagen weit über die Landebahn 28L verstreut. Auf der linken Seite waren zwei Notrutschen zu sehen, über die sich die meisten Passagiere aus dem brennenden Wrack retten konnten, noch bevor die Feuerwehr eintraf. „Wir haben sehr viel Glück gehabt, dass wir so viele Überlebende haben“, sagte der Bürgermeister der Stadt, Ed Lee. „Das hätte viel schlimmer sein können.“
Nach dem Unglück wurden laut CNN 182 Menschen in Krankenhäuser gebracht. Insgesamt waren 291 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder an Bord gewesen, niemand werde mehr vermisst. Unter den Passagieren seien 61 US-Amerikaner, 77 Südkoreaner, 141 Chinesen und ein Japaner, teilte die Fluggesellschaft mit. Hinweise auf Deutsche unter den Opfern gebe es nicht, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. „Das Deutsche Generalkonsulat in San Francisco steht in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden.“
Zur möglichen Unfallursache sagte der Airline-Chef, es habe seines Wissens keinen Triebwerksfehler gegeben. Das Flugzeug habe nur diesen einen Landeversuch unternommen. Einen Terroranschlag schloss die Bundespolizei FBI aus. Spekulationen von Zeugen, es sei vielleicht ein Pilotenfehler gewesen, wies die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB zurück. „Es ist für uns viel zu früh, Stellung zu nehmen“, sagte die Vorsitzende Debbi Hersman.
Experten untersuchen Blackbox der Unglücksmaschine
Experten begannen am Sonntag mit der Untersuchung der Flugschreiber der Unglücksmaschine, um die Ursache der Bruchlandung aufzuklären. Die Black Boxes seien am Morgen im Labor in Washington eingetroffen, sagte die Leiterin der Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB), Deborah Hersman. Es handelt sich um den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder. Die Geräte können Aufschluss über die technischen Daten des Fluges sowie über die Kommunikation vor dem Unglück geben.
Der Internationale Flughafen liegt am Ufer der Bucht von San Francisco. Die Verantwortliche von der Feuerwehr sagte, einige Passagiere seien aus dem Wasser gekommen, als die Retter eintrafen. „Aber das Flugzeug war ganz sicher nicht im Wasser“, fügte sie hinzu. Weil es an Bord gebrannt habe, seien Passagiere möglicherweise ins Nasse geflüchtet.
Die Flugaufsichtsbehörde FAA stufte den Vorfall offiziell als Bruchlandung ein. Augenzeugen berichteten im Fernsehen, dass es bei dem Aufsetzen einen Knall oder eine Explosion am Fahrwerk gegeben habe. Möglicherweise seien die Räder gegen ein Hindernis geprallt, so dass der Pilot die Kontrolle über den Flieger verloren habe. Weißer Rauch sei zu sehen gewesen, dann habe sich das Flugzeug mehrfach gedreht. Die Flughafenfeuerwehr löschte die Brände mit Schaum und Wasser.
Passagiere berichten von Landeanflug
Benjamin Levy, der zu den Überlebenden gehört, berichtete dem Sender NBC, die Maschine sei wohl zu niedrig über dem Wasser geflogen. „Ich kenne den Flughafen ziemlich gut, also habe ich gemerkt, dass der Typ ein wenig zu flach war und zu schnell.“ Der Pilot habe deswegen versucht, noch an Höhe zu gewinnen. „Aber es war zu spät und wir setzten sehr hart auf der Landebahn auf, und dann sind wir wieder nach oben in die Luft gegangen und wieder gelandet, ziemlich hart.“ Über den Notausgang seien fast alle Passagiere aus dem hinteren Teil der Maschine rausgekommen.
Ein anderer Überlebender berichtete, der Pilot habe kurz vor der Landung noch einmal Gas gegeben. „Aber wir haben den Boden berührt und das Heck ist abgerissen, es gab einen gewaltigen Ruck“, sagte Elliott Stone auf CNN. Das Flugzeug sei mindestens 300 Meter weit geschlittert, dann habe es Feuer gefangen.
Ein weiterer Überlebender veröffentlichte ein Foto auf Twitter, auf dem Passagiere aus der Unglücksmaschine stürzten. Am vorderen Eingang war eine Notrutsche. Er habe gerade eine Bruchlandung auf dem Flughafen von San Francisco erlebt, twitterte der Mann namens David Eun. „Heck brach ab. Den meisten scheint es gut zu gehen. Ich bin ok.“
Die Passagierin Chun Ki Wan sagte dem Fernsehsender YTN in Seoul, sie habe mehrere blutende Mitreisende gesehen, die in einen Krankenwagen gebracht worden waren.
Flugverkehr stundenlang unterbrochen
Der Flugverkehr auf dem internationalen Airport musste stundenlang unterbrochen werden. Ankommende Flüge wurden zu anderen Zielen an der Westküste umgeleitet. Nach dem Nationalfeiertag am vergangenen Donnerstag und wegen der Schulferien gehört das Wochenende zu den geschäftigsten Reisetagen. US-Präsident Barack Obama dankte laut einer Mitteilung den Ersthelfern für ihr schnelles Eingreifen.
Asiana ist nach Korean Air die zweitgrößte Fluggesellschaft Südkoreas und Mitglied der Star Alliance, in der auch die Lufthansa ist. Sie fliegt besonders an der Westküste der USA viele Ziele an. Asiana operiert mit zwölf Boeing 777-200, die jeweils ungefähr 300 Passagiere aufnehmen können. Sowohl der Flugzeugtyp als auch die Airline gelten bei Luftfahrtexperten als sehr sicher. (dpa)