SQ5: Audis schärfster Hochsitz
Mit dem neuen SQ5 krönt Audi seine SUV-Baureihe. Der sportliche Landadelige galoppiert mit 313 Pferden und der Kraft von 650 Newtonmetern allen davon.
Von Reinhard Fellner
Innsbruck –SUV, Premium – und dann noch von Audi. Mit der Vorstellung des Audi Q5 war 2008 für viele das Traumauto Realität geworden. Finanziell gerade noch erreichbar, füllt das edle Quattro-SUV seither die Ingolstädter Auftragsbücher. Eine sanfte Überarbeitung im letzten Jahr lässt den höhergelegten A4 speziell aufgrund seiner neugestalteten LED-Leuchten in neuem Glanz erstrahlen. Dazu feilte Audi vor allem an einer Neuabstimmung des Fahrwerks – und am Motorangebot. Hierbei erweiterten die Ingolstädter das Angebot auch nach oben hin um eine echte Hochleistungsvariante.
Ihr Name ist SQ5: Unter der Haube des nunmehrigen Q5-Spitzenmodells werkt nun ein Sechszylinder-Biturbo-Diesel, der 313 PS und schon bei 1450 Umdrehungen machtvolle 650 Newtonmeter auf alle viere lässt. Dieses Prachtstück des Motorenbaus kombinierte Audi noch mit einer Achtgangautomatik neuester Generation. Da braucht man kein Prophet zu sein, um zu wissen, dass das Fahrgefühl überragend ausfällt. Schon knapp ab der Leerlaufdrehzahl schiebt der SQ5 völlig ruckfrei und so druckvoll an, als ob er im Hintergrund von einem ICE-Zug angeschoben würde. Im Durchzug aus allen Lebenslagen gibt es da dank der hurtigen und fehlerfrei schaltenden Automatik kaum Gegner mehr. Auch so atomisiert der Audi seine 1920 Kilogramm Leergewicht mit einem Sprint von 0 auf 100 km/h in 5,1 Sekunden. Untermalt wird der mächtige Leistungseindruck von einem Klang, der über vier Endrohre eher an Achtzylinder-Benziner als an einen Diesel erinnert.
Verantwortlich dafür ist kein kleiner Trick, sondern aufwändige deutsche Ingenieurskunst. Ein Klangsteuergerät empfängt dabei in der Abgasanlage erst über ein Mikrofon die vom Brennraum ausgestoßenen Schallwellen. Diese werden dann in Sekundenbruchteilen von einem Computer analysiert, welcher wiederum über einen Klangregler genau jene Schallwellen erzeugen lässt, die einem Achtzylinder-Benziner am nächsten kommen. Die Deutschen eben.
So viel Ingenieurskunst im Detail zieht sich durch den ganzen Audi. Herrlich die geschwindigkeitsabhängige ultrapräzise Lenkung. Fein die angebotenen Abstimmungsvarianten über das Audi-Fahrdynamikprogramm „drive select“.
Trotz sportlichster Auslegung des SQ5-Pakets kann man hier mittels „Comfort“-Anwahl diesen Athleten auch als souveränen Reisewagen genießen. Bei deutlich niedrigerer durchschnittlicher Drehzahl schüttelt der SQ5 seine Bärenkräfte ungemein geschmeidig aus dem Ärmel. Schon allein deshalb stand im TT-Test die Programmanwahl meist auf „Comfort“ und ermöglichte einen Durchschnittsverbrauch von fast unglaublichen 7,9 Litern. Dies trotz einer Wochenendspritztour nach München, bei welcher der Fahrtweg so kurz wie noch nie erschien.
Ausgezeichnete Sitze, eine perfekte Sitzposition und der routiniert regelnde adaptive Tempomat (1726 Euro) machten die Hochgeschwindigkeitsfahrt nicht nur zum schnellen, sondern auch ermüdungsfreien Trip.
Bei solchen Talenten denkt kaum einer mehr daran, dass der Q5 eigentlich auch 20 Zentimeter Bodenfreiheit, 50 Zentimeter Wattiefe und eine Bergabfahrhilfe aufweist. Speziell diese Variante wird man aber wohl ohnehin eher selten auf Waldwegen antreffen.
Im Innenraum spielt Audi alle seine Trümpfe aus. Ist die Qualitätsdichte doch mehr als beeindruckend. Schade, dass sich bei der Ergonomie mittlerweile einige Patzer bei der Bedienung eingeschlichen haben. So verbaut Audi wohl die derzeit umständlichste Klimaregelung am Markt.
Auch dass bei einem Fahrzeug für 67.570 Euro Dinge wie Sitzheizung, Tempomat oder ein primitiver USB-Anschluss für iPod oder Handy noch extra bezahlt werden müssen, erzeugt Kopfschütteln. Freilich nur Kleinigkeiten für jene, die sich dieses automobile Gesamtkunstwerk leisten können. Aufgrund des niedrigen Verbrauchs jedenfalls eine politisch korrekte Wahl. Man darf so einen SQ5-Lenker ruhig ein bisschen beneiden.