Gesellschaft

Kolumbianische Regierung will Offensive gegen FARC verstärken

Die Offensive soll laut Präsident Santos bis zur Unterzeichnung eines Friedensabkommens anhalten.

Bogota – Trotz der laufenden Friedensverhandlungen hat der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos nach den jüngsten Gewaltakten eine Verstärkung der Offensive gegen Rebellen der linksgerichteten FARC-Guerilla angekündigt. Bis zum Abschluss eines Friedensabkommens würden die Sicherheitskräfte hart gegen die Rebellen vorgehen, sagte Santos am Sonntag. Zuvor waren 19 Soldaten bei Kämpfen mit der FARC getötet worden.

Nach Regierungsangaben lockte die FARC-Guerilla am Samstag Soldaten, die im Norden des Landes eine Pipeline bewachten, in eine Falle. Bei dem Angriff von 70 Rebellen seien 15 Soldaten getötet worden, sagte Santos bei einem Sicherheitstreffen im Departamento Arauca, wo sich der tödliche Angriff ereignet hatte. Seinen Angaben zufolge wurden zwölf Rebellen festgenommen, fünf von ihnen seien verletzt. Ebenfalls am Samstag waren bei Kämpfen im Südwesten Kolumbiens nach Armeeangaben sechs FARC-Rebellen und vier Soldaten getötet worden. Drei Soldaten wurden verletzt und zwei FARC-Kämpfer gefangen genommen.

Bei einer Rede am Samstag vor dem Kongress in Bogota sagte Santos, es gebe eine „reale Chance“ auf Frieden. Die Gespräche zwischen den Rebellen und der Regierung hatten im vergangenen November in der kubanischen Hauptstadt Havanna begonnen. Sie sollen am 28. Juli fortgesetzt werden.

Am Samstag hatte die FARC-Guerilla erklärt, seit Ende Juni befinde sich ein US-Soldat in ihrer Gefangenschaft. Als Zeichen ihres guten Willens werde sie den „Kriegsgefangenen“ freilassen. Damit werde ein Beitrag für Fortschritte bei den derzeitigen Friedensverhandlungen mit der Regierung geleistet, hieß es weiter.

Der US-Botschafter in Bogota, Michael McKinley, erklärte, bei der Geisel handle es sich um einen Touristen, der früher einmal bei den US-Marineinfanteristen gewesen sei. Mit dem bewaffneten Konflikt in Kolumbien habe der Mann nichts zu tun. Die USA unterstützen Kolumbien seit mehr als zehn Jahren militärisch und logistisch im Zuge von Aufstandsbekämpfung und Anti-Drogen-Kampf.

Die „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (FARC) wurden 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer gegründet. In dem Konflikt mit der Regierung und ultrarechten Paramilitärs wurden nach amtlichen Angaben bereits Hunderttausende Menschen getötet. Die FARC-Guerilla ist die größte Rebellengruppe in Kolumbien. Schätzungen zufolge verfügt sie über rund 8.000 Kämpferinnen und Kämpfer.

Bei den Friedensgesprächen steht derzeit die Teilhabe der FARC-Guerilla am politischen Prozess im Mittelpunkt. Im Mai hatten die beiden Seiten in der zentralen Frage der Landreform eine Einigung erzielt. Neben der politischen Partizipation stehen noch Themen wie der Drogenhandel, der Verzicht auf den bewaffneten Kampf durch die Rebellen und Entschädigungen für Opfer des Konflikts auf dem Gesprächsprogramm. (APA/AFP)