Wirbel um Finanzloch für Sotschi

Nur mit zusätzlichem Geld der Seilbahner kann die Zillertal Tourismus GmbH in Russland adäquat werben.

Von Angela Dähling

Schlitters –Trotz eines Budgets von gut drei Millionen Euro und erhöhter Abgaben durch die vier Tourismusverbände im Tal ist bei der Zillertal Tourismus GmbH (ZTG) der finanzielle Rahmen offenbar sehr eng. Denn der geplant­e Werbeauftritt während der Olympischen Spiele in Sotschi 2014 (die TT berichtete) drohte bis vor Kurzem offenbar zu platzen. Das sagt Seilbahnsprecher und Touristiker NR Franz Hörl. „Vor wenigen Wochen wurden wir damit überrascht, dass für Sotschi kein Geld mehr da sei. Der ZTG-Verwaltungsratsvorsitzende Ernst Erlebach berichtete, dass die Tirol Werbung zwei Pakete anbiete: eines kostet am Ende ca. 50.000 und eines ca. 100 000 Euro“, informiert Hörl und meint in Richtung ZTG-Geschäftsführer Gernot Paesol­d: „Ich wundere mich, wie kaufmännisch schlecht die ZTG geführt ist, wenn für ein lang geplantes Vorhaben nicht einmal mehr 100.000 Euro bereitzustellen sind.“

Weil es aus der notwendigen Solidarität mit den anderen Regionen und der Tirol Werbung Sinn mache, hätten sich die Zillertaler Seil­bahner unter Federführung von Josef Reiter dafür eingesetzt, eine Lösung zu finden. Süffisant meint Hörl: „Es freut mich zu hören, dass der Werbeauftritt jetzt doch zustande kommt. Noch mehr freue ich mich, dass das erst durch ein Sonderbudget der Seilbahnen möglich wurd­e.“

Hörl erinnert daran, dass die ZTG 2012 mit der Schützenkompanie Ried-Kaltenbach zu den Olympischen Spielen nach London gefahren ist. „Es hieß damals, dieser Werbeauftritt sei nötig, um beim ÖOC die Weichen für Sotschi zu stellen“, sagt Hörl und betont, es sei als ein deutliches Zeichen des Misstrauens zu werten, dass die Seilbahner diesen Winter ihr Werbebudget selbst verwalten, um damit das Zillertal (nicht die Seilbahnen) zu bewerben.

ZTG-Geschäftsführer Gerno­t Paesold gibt zu, dass durch das Bergbahn-Sonderbudget ein adäquater Werbeauftritt in Sotschi möglich sei. Dafür verlange das ÖOC um einiges mehr als in London. Mit dem von der ZTG für Sotschi geplanten Budget würd­e der Werbeauftritt daher viel kleiner ausfallen. Zudem seie­n die „Aktivierungskoste­n“ (Flug, Hotel etc.) deutlich teure­r. „England-Flüge kosteten 100 Euro, nach Sotschi sind es nach derzeitigem Stand 1000 Euro, aber wir versuchen, günstigere mit dem Winterflugplan zu bekommen“, sagt Paesold.

Zudem hätten Budget­mittel für die Sommerbewerbung des englischen und niederländischen Marktes kurzfristig frei gemacht werden müssen, weil sich die Tirol Werbung hier im Sommer zurückziehe. „Für das Zillertal sind das wichtige Märkte“, sagt Paesold und verweist auf notwendige langfristige und nachhaltige Werbemaßnahmen.

Das ZTG-Budget sei transparent, klar strukturiert und seit Mai durch ein neues System sehr gut kon­trollierbar. Paesold: „Die SPÖ und ÖVP geben laut Zeitungsberichten je 7 Mio. Euro für den Nationalratswahlkampf in Österreich aus. Wir müssen zweimal jährlich mit drei Mio. Euro in ganz Europa werben.“