Klassentreffen der Berufsträumer
Mehr Varieté, Akrobatik und Cirque Nouveau will das Festival der Träume heuer bieten. An gleich zwei neuen Orten: im Congress und in einem historischen Spiegelzelt.
Innsbruck –Berlin und Innsbruck liegen eine rund neunstündige Bahnfahrt und in Sachen Lifestyle, Lässigkeit, Boheme oder Kunst- und Kulturangebot wohl noch ein wenig weiter auseinander. Aber warum nicht trotzdem Brücken schlagen zwischen Groß- und Kleinstadtflair? Dachte sich Herbert Waltl, Kopf des Festivals der Träume, und erhob kurzerhand „Berlin in Innsbruck“ zum diesjährigen Festivalmotto. Womöglich verfolgt er damit ja auch didaktische Ziele: In Berlin blühte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Varietészene, Innsbruck dagegen sei „diesbezüglich eher unbelastet“, so Waltl zur TT.
Das könnte sich ändern, auch durch die sanfte Kurskorrektur im Festival-Fokus: „von den Clowns und Spaßmachern mehr in Richtung Varieté und Cirque Nouveau“. Der Berliner Varietékünstler und Regisseur Karl Heinz Helmschrot ist beim Festival der Träume schon ein alter Bekannter, auf seine Produktionen – fünf an der Zahl – setzt man auch 2013: Darunter der „Rausch der Bilder“ nach Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“, die mit Trapezkünsten bzw. Partnerakrobatik ausgestatteten Produktionen „Kult“ und „Klassentreffen“ und „BerlininInnsbruck“, wo Varieté laut Ankündigung auf eine Tiroler Jodlerin, einen Beatboxer, die Innsbrucker Lesebühne Text ohne Reiter und einen Schuhplattler treffen soll.
Dies alles übrigens nicht mehr im angestammten Stadtsaal, sondern erstmals in der Dogana. „Der Stadtsaal im Hochsommer ohne Klimaanlage war nicht mehr zumutbar“, sagt Waltl. Und ist überzeugt, dass es auch im Congress gelingen wird, ein ähnlich „familiäres Setting“ wie am alten Standort herbeizuzaubern.
Das Plakat hat dieses Jahr Oswald Oberhuber gestaltet, ein optisches Highlight dürfte aber auch die Festival-Außenstelle werden: Wie schon vor 19 Jahren einmal lädt das Festival der Träume auch in ein Zelt. Nämlich in ein original erhaltenes, 104 Jahre altes Spiegelzelt, das auf dem Platz neben dem Landestheater aufgebaut wird und als „Café des Artistes“ eine Bühne für verschiedenste kulturelle Äußerungen – aus Berlin genauso wie aus Innsbruck – bietet. Ein weiteres dieser äußerst raren Original-Zelte steht übrigens in Berlin, wo sonst. Und beherbergt die „Bar jeder Vernunft“. (jel)