Natur

Aschauer Schulstreit eskaliert

Massive Drohung gegen Gemeinderatsmitglied wegen geplanter Schulschließung.

Von Wolfgang Otter

Brandenberg –Seit die Kleinstschule im Branden­berger Ortsteil Aschau zugesperrt werden soll (die TT berichtete), spitzt sich ein schon lange schwelender Streit immer mehr zu. Die Aschauer fühlen sich Stück für Stück um ihre Identität gebracht. „Wir müssen ohnedies schon viel zu oft nach Brandenberg“, hört man in der rund sechs Kilometer vom Hauptort entfernten Fraktion. Wenn nun die fünf dortigen Volksschüler auch noch in den Bus steigen müssen, dann werde die Situation untragbar.

Andererseits drängen die Brandenberger Eltern darauf, dass an der dortigen Volksschule künftig in vier statt wie bisher in drei Klassen unterrichtet wird. Aber dazu fehlen Kinder – die würden sich in Aschau finden. Einer Sonder­stellung der Brandenberger stimmte das Land nicht zu, sondern verwies vielmehr darauf, dass die Volksschule Aschau ohnedies geschlossen werden müsse. Bürgermeister Hannes Neuhauser und ein Großteil seiner Gemeinderatsmitglieder wollten das in der jüngsten Sitzung per Beschluss absegnen, was jedoch durch eine Stimmenthaltung vereitelt wurde.

Mittlerweile eskaliert der Schulstreit. Wegen massiver Drohungen ermittelt die Polizei. Im Postfach eines Gemeinderatsmitglieds war ein Schreiben gelandet. Inhalt ist die Aufforderung, sich den Beschluss über die Schul-Schließung im Gemeinderat gut zu überlegen, „ansonsten solle die Person samt Familie besser nach Kramsach ziehen. Weil dann werde es tuschen“, weiß BM Neuhauser.

Die Polizei nimmt die Drohung ernst, wie man auf der Polizeiinspektion in Kramsach bestätigt. Der Brief wurde zur Spurenauswertung hinsichtlich allfälliger Fingerab­drücke zum Landeskriminalamt geschickt. „Ergebnisse haben wir aber noch keine“, hieß es gestern. Das sei nicht der einzige Fall, wo enormer Druck auf die Gemeinderäte ausgeübt werde, weiß Neuhauser. Ihm und anderen Mandataren ginge es genauso.

Georg Haaser sitzt für Aschau im Gemeinderat. Er setzt sich für die Schule ein. Auch weil es im Ort nicht bei den fünf Kindern bleiben werde: „Es werden wieder mehr.“

Gestern Abend trafen sich die Gemeinderatsmitglieder neuerlich, um noch einmal über die Zukunft der Schul­e abzustimmen. Aber selbst wenn sich gestern eine Mehrheit für die Schließung der Schule ausgesprochen hat, heißt das noch nicht, dass die Brandenberger Volksschule künftig vierklassig geführt wird. Haase­r: „Junge Eltern in Aschau überlegen, ihr Kind dann in Kramsach zur Schul­e gehen zu lassen. Die Straße dahin ist besser als jene nach Brandenberg.“