Brust heraus statt Kopf hinunter

Mit der verinnerlichten Tugend, nie aufzugeben, legt der FC Wacker das 2:2-Auftaktremis gegen Sturm positiv zu den Akten. Der Tenor lautet: „Wenn wir so auftreten, haben wir mit dem Abstieg nichts zu tun.“

Von Alex Gruber

Innsbruck –Husch, husch ging es für Wacker-Coach Roli Kirchler nach dem Schlusspfiff gegen Sturm Graz von der Tribüne sofort vorbei an den lauernden Reportern in die Kabine. Aber nicht, weil er irgendeinen Groll wegen des späten Ausgleichs durch das unglückliche Eigentor (89.) von Christian Schilling hegte, sondern weil er seine aufopfernd kämpfenden Jungs schnurstracks wieder aufrichten wollte: „Ich habe gesehen, dass ein paar die Köpfe hängen haben lassen. Deswegen bin ich sofort hinein und habe gesagt: ‚Hinauf mit den Köpfen!‘ Denn wenn uns diese Leistung keine Hoffnung mehr gibt ...“, spielte er darauf an, dass die Schwarzgrünen dem Europacup-Starter über weite Strecken des Spiels überlegen waren.

Ein Hauch von Demut schwang bei Kirchler aber auch mit: „Nach dem 0:1 waren wir kurz unsortiert. Und wenn Hölzl wenig später den Ball stoppt und das 0:2 markiert, hätten wir vielleicht sogar von einem Fehlstart sprechen müssen“, wollte er nicht an der zweiten Grazer Topchance innerhalb von nur 60 Sekunden vorbeisehen. In Summe überwog aber die Freude: „Wir wissen jetzt, dass wir gut sind. Es macht Spaß, dass wir nie aufgeben. Und wir sind besser aufgestellt als vorige Saison, haben auch von der Bank aus unsere Möglichkeiten“, spielte Kirchler zum Beispiel auf seine beiden starken Joker Andreas Kuen und Torschütze Stjepan Vuleta an.

Einer der Leidtragenden neben dem Eigentorschützen Schilling (Kirchler: „Den nervt das mörderisch“) war freilich Regisseur Miroslav Milosevic, der sich bei einem Pressball einen Innenbandriss im rechten Knie zugezogen hat: „Ich kann mich nicht an den Gegner erinnern, aber habe sofort ein Stechen bei den nächsten Schritten gespürt“, sprach der frisch geschiente 27-jährige Serbe, um gestern gleich wieder einen positiven Blick nach vorne zu richten: „Für das erste Match war unsere Leistung okay. Wir waren besser und hatten einen tollen Teamgeist. Es hilft nichts, ich komme wieder.“

In ein funktionierendes Team wächst man auch als Eigengewächs leichter hinein. „Danke, es hat mich sehr gefreut und ist ganz gut gelaufen“, war dem 18-jährigen Andi Kuen das viele Lob nach seiner erst dritten Bundesliga-Partie fast schon ein bisschen peinlich. Dabei signalisierte der flinke Linksfuß am Ball stets den Drang, nach vorne zu marschieren: „In seiner Bewegung erinnert er mich an Patrik Jezek“, fuhr ihm auch Kirchler lobend über das Haupt. Ein Platz in der Startaufstellung gegen die Admira winkt. Zuerst kommt aber wieder die wöchentliche Arbeit beim Training und erst dann das nächste Spiel.