„Die Werkstürmer“

Der Arbeiter und die Dorfschönheit

Andreas Schmied inszeniert in seinem Spielfilmdebüt „Die Werkstürmer“ den Arbeitskampf als leichte Sommerkomödie.

Innsbruck –Mit dem Arbeiter als Helden konnte das österreichische Filmschaffen nie etwas anfangen. Während Arbeiter im britischen Kino längst den Aufstand probten, latschte hierzulande noch immer der Förster mit treuem Hund und scharfer Büchse auf der Jagd nach dem Wilderer durch den Wald und zur Belohnung gab es die Dorfschönheit, die zuvor auch ein Auge auf den meist unrasierten Schlingel geworfen hatte. Seit den 50ern hat sich das Frauenbild geändert und der Mann mit Aftershave ist nicht immer der Gute.

Michael Ostrowski spielt in „Die Werkstürmer“, der ersten Arbeiterkomödie Österreichs, den steirischen Stahlarbeiter und Hallodri Patrick Angerer, der auch als Biertrinker und Kapitän der Fußballmannschaft den Ton angibt. Die Ankunft von zwei Gewerkschaftsjuristen zu den anstehenden Lohnverhandlungen würde ihn kaum berühren, wäre nicht Babs Brossmann (Hilde Dalik) seine ehemalige große Liebe und Ulf Horvath (Oliver Rosskopf) demnächst deren Ehemann. Die Absichten der Gewerkschafter sind schon an ihrem bayerischen Cabrio zu erkennen und innerhalb von Stunden geben sie sich den Eigentümervertretern Geigl (Holger Schober) und Berkovic (Manuel Rubey) im Sinne der Sozialpartnerschaft geschlagen. Den Arbeitern werden Rechte und Löhne geraubt. Doch die Manager sind Gangster, die von der Schließung des Werks profitieren und die Gewerkschafter wollen in die Flitterwochen.

Ausgerechnet der Dorfpolizist Hallach (Karl Fischer) muss den Stahlarbeitern Nachhilfe in Solidarität geben. Nachdem er Patrick nach der Aussperrung der Arbeiter wegen Besitzstörung verhaftet und mit ihm durch die Zellentür ein Kartenspiel eröffnet, versuchen die betrunkenen Arbeiter einen Befreiungsversuch, der am Stahlbeton der Wachstube scheitert. „Der Patrick ist der Einzige ohne einen braunen Strich in der Hose“, sagt der Polizist, „was hätte ich machen können, wenn ihr am Tor zu ihm gestanden hättet, euch alle verhaften?“ Das gibt den Arbeitern zu denken, da ihnen die Tradition der Arbeiterbewegung fremd ist.

Für sein Spielfilmdebüt hat sich Andreas Schmied die schwierige Disziplin der leichten Komödie ausgesucht, obwohl der Plot auch einen brisanten Wirtschaftsthriller abgeben könnte. Schmied lässt die Diebe fast wie im richtigen Leben mit der unterschlagenen Beute davonkommen und konzentriert sich auf die Liebeswirren zwischen dem Arbeiter und der Juristin. Die entscheidende Frage kann der Film nicht beantworten: Warum arbeitet Babs für die lähmende Gewerkschaft? (p.a.)