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Die letzte Ausfahrt für den Bikerfreund

Stiller Abschied? Das muss nicht sein. Biker in Wien und Vorarlberg können auf dem Weg zur Ruhestätte die Motoren noch einmal so richtig aufheulen lassen. Das Geschäft mit Motorradbestattungen steht aber noch auf der Bremse.

Von Miriam Hotter

Einmal Biker, immer Biker. Für die meisten Zweiradfreunde ist das Motorradfahren weit mehr als nur ein abgefahrenes Hobby – es ist ein Lebensstil. Menschen, die dem Motorrad tief verbunden sind, können den letzten Weg auch mit ihm zurücklegen. Motorradbestattungen sind in Amerika, England und Deutschland nichts Neues. Seit Kurzem bieten aber auch österreichische Bestattungsunternehmen Beerdigungen mit brummenden Motoren an.

Einer von ihnen ist Hermann Furtner aus Wien. „Im April habe ich ein Bestattungsunternehmen gegründet und wollte den Menschen innovative Ideen liefern, die eine Beerdigung zu einem Ereignis machen“, erklärt der 50-Jährige. In Österreich gebe es eine große Biker-Community, die ihr Leben dem Motorrad verschreibt. Warum also nicht auch nach dem Tod? „Wir arbeiten mit einem deutschen Unternehmer zusammen. Wenn jemand eine Motorradbestattung will, dann liefert er uns ein Bike mit einem speziellen Beiwagen, in dem der Sarg von Zuhause oder der Kirche zum Friedhof transportiert wird – Fahrer inklusive“, sagt Furtner. Die Fahrt mit dem Spezial-Bike kostet rund 2000 Euro.

Falls gewünscht, kann ein Motorradkonvoi der Bikerkollegen die Fahrt begleiten. Oder sie stehen Spalier, wenn die Harley Davidson oder die Kawasaki mit dem Sarg zum Grab fährt. „Meistens sind es Anfragen von Bikerclubs, die sich über eine Motorradbestattung erkundigen“, sagt Furtner.

Bei den Anfragen blieb es bisher auch. Zwar bezeugten einige bereits Interesse, doch gebucht hat noch niemand eine Motorradbestattung. „In Österreich ist man da noch nicht so mutig wie in Deutschland oder England. Aber ich glaube, in einiger Zeit wird sich das ändern“, zeigt sich Furtner optimistisch.

Immerhin stehen Themenbestattungen dem Wiener zufolge hoch im Kurs. „Wir haben schon Särge mit Rapid-Fahnen für Fußballfans geschmückt oder die Flinte eines verstorbenen Jägers neben dem Totenschrein gestellt“, nennt Furtner einige Beispiele. Außerdem lassen die Mitarbeiter immer häufiger weiße Tauben bei Beerdigungen fliegen. „Weiße Tauben haben eine große Symbolkraft und ist vor allem für sehr gläubige Menschen ein Thema“, sagt er. Doch alles, was sich die Angehörigen wünschen, kann und will Furtner nicht erfüllen. „Es kam schon vor, dass jemand Go-go-Girls bei der Beerdigung dabei haben wollte. Das finde ich allerdings pietätlos.“

Mit solchen Anfragen musste sich Patrick Nuck aus Dornbirn in Vorarlberg noch nicht auseinandersetzen. Mit Motorradbestattungen aber sehr wohl. „Wir waren die ersten in Österreich, die solche Beerdigungen angeboten haben“, sagt der 31-Jährige. Den Beiwagen für den Sarg habe er sogar selbst entworfen. „Die Beiwägen, die wir uns im Internet angesehen haben, trafen absolut nicht unseren Geschmack. Deshalb habe ich Stift und Papier zur Hand genommen, einen Entwurf gemacht und ein Modell in Passau anfertigen lassen“, erzählt Nuck. Für 280 Euro (zusätzlich zu den Bestattungskosten) können Angehörige eine Motorradbestattung buchen.

Doch auch bei ihm kamen bisher nur Anfragen rein. „In unserem Ländle gibt es noch konservativ eingestellte Menschen, die leider eine traditionelle Beerdigung haben wollen“, nennt er den Grund.

Und das, nachdem er sich jahrelang für die Genehmigung eingesetzt hat. „Die Idee für Motorradbestattungen hatten wir schon länger, nur stellte sich das Land quer. Erst seit vergangenem August können wir diese speziellen Beerdigungen anbieten.“

Auch ein Tiroler meldete Interesse an – doch er entschied sich schlussendlich ebenfalls für die traditionelle Variante. „Dabei wäre eine Motorradbestattung genau das Richtige für einen Biker“, sagt Nuck.

Nuck selbst ist leidenschaftlicher Motorradfahrer. Wenn jemand mit Leib und Seele Biker sei, quasi Benzin im Blut habe, sollte ihm das mit dem Motorrad ermöglicht werden, ist er überzeugt. Es gehe darum, den Menschen und sein Leben in Verbindung mit seinem Hobby noch einmal darzustellen. Als letzte Ehre.