Kössen

Welle der Solidarität für Flutopfer

Kössen hat die ersten Spendengelder in Höhe von 700.000 Euro an die Betroffenen ausbezahlt. Ein Drittel der Flutopfer verzichtet zugunsten jener, die es schlimmer getroffen hat.

Von Verena Hofer

Kössen –Benefiz-Galas, Konzerte und Fußballspiele – nur einige Aktionen, die im Zeichen der Flutopfer in Kössen standen. Seit dem verheerenden Hochwasser Anfang Juni finden viele Spenden-Events statt, um die Betroffenen zu unterstützen. Von der Flut waren 380 Haushalte betroffen, das Wasser stand bis zu zwei Meter hoch im Erdgeschoß. Die Häuser gleichen zum Teil noch heute einem Rohbau – Schränke, Böden und Fliesen mussten herausgerissen werden. Bilder, Briefe und viele persönliche Gegenstände wurden zerstört. Die Betroffenen verloren viel, aber ihren Mut nicht. Ein Grund dafür war die Spendenbereitschaft.

Insgesamt sind etwa eine Million Euro auf das Konto der Gemeinde eingegangen – Tendenz steigend. „Dieser Hilfswille war für mich nicht vorstellbar“, sagt Mühlberger und ergänzt, dass er jeden Tag von der großen Hilfe überrascht ist. Kopfzerbrechen bereitete der Gemeinde die gerechte Aufteilung. Nun wurde mit der ersten Auszahlung begonnen. 700.000 Euro gingen an die Flutopfer. Ein neunköpfiges Gremium entschied über die Zuteilung der Spendensumme an die Familien. Im Gremium sitzen Mitglieder von Feuerwehr, Sozialsprengels, Kirche und dem Roten Kreuz – die Politik rückt in den Hintergrund. Die Bedürftigkeit wird nach Punkten gemessen. Erörtert werden die sozialen Kriterien, beispielsweise ob es schulpflichtige Kinder im Haushalt gibt, sowie die Schadenhöhe. Ein Drittel der Betroffenen hat aber gänzlich auf die Hilfsgelder verzichtet: „Mir geht‘s gut, wir schaffen das alleine“, haben rund 120 Flutopfer dem Bürgermeister mitgeteilt und zugunsten anderer Betroffenen verzichtet. „Da sieht man die gute Dorfgemeinschaft“, betont Mühlberger stolz. Damit gehen zwischen 5000 und 10.000 Euro an die Hauseigentümer.

Die Hilfe hält noch weiter an. Der Verband der Tiroler Schützen überreichte Dienstag­abend einen Spendenscheck in der Höhe von 100.000 Euro. Die Spendenaktion soll bis Ende des Jahres weiterlaufen – eine weitere Übergabe ist geplant. Unterstützung bekommen die Flutopfer auch von vielen Firmen: Material wie Dämmstoffe und Fußböden werden zur Verfügung gestellt. Weiters sind auf der Internetseite www.koessenhilfe.at zahlreiche Sachspenden zu finden. Derzeit werden mehr als 600 Sachgüter angeboten, 50 Freiwillige stellen sich zum Arbeiten zur Verfügung.

Nun gilt es laut Bürgermeister Mühlberger, die weiteren Entwicklungen zu beobachten. Geplant sind zwei weitere Ausschüttungen an die Hochwasseropfer. Bis zum Ende des Jahres sollen alle Spenden an die Betroffenen verteilt sein.