Wintersport

Bauchgefühl sprach für Heimat

Benjamin Raich und Marlies Schild verzichten auf die Übersee-Trainings.

Von Max Ischia

Stilfser Joch, Waidring, Jerzens –„Gewaltig“, sagt Marlies Schild und meint damit die Trainingsbedingungen am Stilfser Joch. Gemeinsam mit ihren ÖSV-Technik-Kolleginnen carvt Österreichs Torlauf-Queen noch bis morgen durch den Stangenwald. „Ziemlich schmerzfrei“, wie sie meint. Während ihr im Jänner operiertes rechtes Knie „null Probleme“ bereitet, zwickt es hie und da im Rücken. „Ich darf halt nicht übermütig werden und muss schon genau in meinen Körper reinhören“, sagt die vierfache Slalom-Gesamtweltcupsiegerin.

Weil sie den Riesentorlauf links liegen lässt und ihre Saison damit erst Mitte November mit dem Slalom in Levi (FIN) beginnt, entschied sie sich für einen Verzicht auf das Sommer-Camp in Neuseeland. „Im Vorjahr ist es mir dort körperlich nicht sonderlich gut gegangen, deshalb bleibe ich lieber zu Hause in meinem Umfeld. Auch hier lässt es sich erstklassig trainieren.“

Schon überraschender kam der Entschluss ihres Freundes Benjamin Raich, sich die sommerlichen Trips nach Chile (Speed) und Argentinien (Technik) zu sparen. „Eine Bauchentscheidung“, wie der ÖSV-Star versichert. „Ich konnte im Frühjahr noch lange testen und habe mich dann recht schnell festgelegt, zu Hause zu bleiben.“ Auch bei seiner Comeback-Saison 2011/12, als er aus Gründen der Rekonvaleszenz auf die Übersee-Camps verzichtet hatte, sei er mit ausreichend Schneetagen in den Winter gestartet.

Dass er mit diesem Entschluss seine Abfahrtsambitionen („Ein Abfahrtssieg war immer ein Traum“) beiseiteschiebt, wollte er nicht dementieren. Obwohl: „Klar werden die Einsätze weniger werden und damit die Chancen kleiner, aber oft kann etwas auch sehr schnell gehen.“ Und wer hätte sich vor eineinhalb Jahren schon gedacht, dass der Pitztaler just im Comeback-Winter einen Super G (Crans-Montana) gewinnt ...