Frauenpensionen sorgen für Zwist bei Sozialpartnern

Laut ÖGB sehen 74 Prozent der Tirolerinnen kein Auskommen mit der Pension. Die Wirtschaftskammer verteidigt Teilzeitarbeit.

Innsbruck –Bei der Arbeiterkammer liefen gestern die Telefone heiß. Viele Frauen erkundigten sich bezüglich des Pensionsantritts. Wie berichtet, hatte VP-Bundesparteichef Michael Spindelegger vorgeschlagen, das Pensionsantrittsalter für Frauen bereits ab 2014 und nicht erst 2024 schrittweise auf 65 Jahre anzuheben. Tirols AK-Präsident Erwin Zangerl bezeichnete die Debatte als „unanständig“. ÖGB-Chef Otto Leist sieht die Probleme in niedrigen Löhnen und schlecht bezahlten Teilzeitjobs.

Leist könne nicht rechnen, ließ gestern die Wirtschaftskammer ausrichten. Zwei Teilzeitkräfte seien nicht billiger als eine Vollzeitkraft. Man müsse die Sozialversicherungsbeiträge, die Beiträge zum Familienausgleichsfonds, die Kommunalsteuer und den Beitrag an die betriebliche Vorsorgekassa bedenken, meint Wirtschaftskammervizepräsidentin Martina Entner. „Dann wird schnell klar, dass unterm Strich dasselbe rauskommt.“ Teilzeit sei für viele Arbeitnehmer kein Diktat, sondern ein Wunsch.

Arbeiterkammer und Gewerkschaft warnen allerdings, dass Teilzeit massive Einbrüche bei der Pensionshöhe bringt. „Halber Lohn, halbe Pension“, sagt die AK. Der ÖGB hat gestern 246 Arbeitnehmer in einer Straßenumfrage befragt. 74 Prozent der Frauen fürchten, dass sie mit der Pension nicht auskommen werden. 73 Prozent der Frauen sind laut ÖGB gegen eine vorzeitige Anhebung des Pensionsantrittsalters. Bei den Männern sind es 44 Prozent, die dagegen sind. Fast zwei Drittel der Befragten orten Ungerechtigkeiten im Pensionssystem. Die Durchschnittspension beträgt bei Männern 1730 Euro und bei Frauen 968 Euro im Monat.

„Viele Frauen in Tirol können nicht Vollzeit arbeiten, weil die Kinderbetreuung fehlt“, meint die Klubobfrau der Liste Fritz, Andrea Haselwanter-Schneider. „Es darf nicht sein, dass Frauen unverschuldet in die Armutsfalle tappen.“ Dafür müsse die Politik Sorge tragen. (aheu)