Währungsfonds

Chinas Macht im IWF wächst

China, Indien und Brasilien legten am stärksten zu, während Deutschland, die USA und Großbritannien am stärksten einbüßten.

Washington - Im IWF verschieben sich die Gewichte immer stärker von den großen Industrieländern zu den aufstrebenden Schwellen- und Entwicklungsländern. Auf einer aktualisierten Datenbasis kommen die Industrieländer noch auf eine kalkulierte Quote von 54,7 Prozent, während die Schwellen- und Entwicklungsländer inzwischen bei 45,3 Prozent liegen, wie aus einem in der Nacht zum Mittwoch veröffentlichten Arbeitspapier des IWF-Stabes hervorgeht. Gegenüber der letzten regulären 14. Anpassungsrunde erhöhen die Schwellen- und Entwicklungsländer danach ihre Quote um 3,5 Prozentpunkte und gegenüber der Quotenreform von 2008 um 9,1 Prozentpunkte. Entsprechende Verluste in ihrem Stimmgewicht müssen die Industrieländern hinnehmen.

Vergleicht man die kurzfristige Entwicklung der kalkulierten Quoten, legten zuletzt China, Indien und Brasilien am stärksten zu, während Deutschland, die USA und Großbritannien am stärksten einbüßten. Die Quoten der einzelnen Länder bestimmen die Stimm- und damit Machtgewichte im IWF, sind aber auch maßgeblich für die Kreditziehungsrechte der Länder beim Fonds. Derzeit wird über eine neue Formel zur Berechnung der Quoten gestritten, die sich an verschiedenen Faktoren orientieren, wie der Wirtschaftsleistung, aber auch der Offenheit der jeweiligen Volkswirtschaft und vielem mehr.

Deutschland Nummer vier

Die aktuellen Quotenberechnungen beziehen Daten des Jahres 2011 ein. Sie sind aber vorerst nur Fingerzeige für die künftige Entwicklung, weil die Anpassungen nicht automatisch vorgenommen werden. Vielmehr läuft das über turnusmäßige Anpassungsrunden und mit Zeitverzug. Derzeit wird in der IWF-Mitgliedschaft über die 15. Quotenüberprüfung, aber auch über die Überprüfung der Quotenformel selbst gestritten. Hier liegt der Fonds momentan etwas hinter seinem Zeitplan zurück.

Vergleich man die aktuellen Quotenberechnungen mit den Zahlen der letzten Quotenreform von 2008, so konnte vor allem Asien sein Gewicht um fast fünf Prozentpunkte auf 20,6 Prozent erhöhen. Allein um nicht ganz vier Prozentpunkte legte China als die große Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft zu. Das Land kommt inzwischen auf eine kalkulierte Quote von 10,1 Prozent. Die USA, der größte IWF-Anteilseigner, verloren dagegen reichlich drei Prozentpunkte auf 15,6 Prozent und auch Deutschland fiel um 0,8 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent zurück.

Deutschland ist mit seiner Quote immer noch die Nummer vier unter den Anteilseignern des IWF. Der Fonds spielt unter anderem als Kreditgeber eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Wirtschafts-und Finanzkrisen rund um den Erdball. Derzeit ist er stark bei der Bewältigung der Euro-Staatsschuldenkrise engagiert, was aber innerhalb der IWF-Mitgliedschaft umstritten ist. (APA/Reuters)