Sport in Tirol

Die Doping-Vergangenheit der letzten 14 Tour-de-France-Sieger

Nur sechs der vergangenen 14 Tour-de-France-Sieger wurden nicht wegen Dopings belangt oder standen unter akuten Verdacht, verbotene Substanz...

Nur sechs der vergangenen 14 Tour-de-France-Sieger wurden nicht wegen Dopings belangt oder standen unter akuten Verdacht, verbotene Substanzen eingenommen zu haben: Greg LeMond (1986, 1989, 1990), Carlos Sastre (2008), Andy Schleck (2010), Cadel Evans (2011), Bradley Wiggins (2012) und Christopher Froome (2013).

Hier ein Überblick:

Christopher Froome (Großbritannien), Tour-Sieger 2013: Verdächtig schnell fuhr der Brite die Berge hinauf. Froome beteuerte, dass er ohne Dopingmittel unterwegs sei und dass seine Ergebnisse auch in 20 Jahren noch Bestand haben.

Bradley Wiggins (Großbritannien), Tour-Sieger 2012: Gegen den Briten sind bisher keine Verdächtigungen erhoben worden.

Cadel Evans (Australien), Tour-Sieger 2011: Evans wurde nie des Dopings beschuldet, über das Thema will er auch nicht sprechen. Seine BMC-Entourage beim Vorjahreserfolg kann dagegen kaum als unbescholten bezeichnet werden: Teambesitzer Andy Rihs und der Sportliche Leiter John Lelangue verantworteten 2006 den Rennstall Phonak, in dem Floyd Landis nachweislich gedopt zu Gelb fuhr. Von der Manipulation wollten beide Funktionäre im Nachhinein nichts gewusst haben. Teammanager Jim Ochowicz war zudem enger Vertrauter des umstrittenen Lance Armstrong.

Andy Schleck (Luxemburg), 2010: Im Gegensatz zu seinem Bruder und Teamkollegen Frank Schleck - der Kontakt zum Dopingarzt Eufemiano Fuentes einräumen musste, aufgrund mangelnder Beweise für eine Manipulation aber nicht bestraft wurde - ist der 27-Jährige noch nie mit Doping in Verbindung gebracht worden. Er erhielt den Gesamtsieg 2010 wegen der Verurteilung von Contador nachträglich zugesprochen.

Alberto Contador (Spanien), Tour-Sieger 2007, 2009: Der Madrilene wurde im Februar 2012 vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen eines positiven Clenbuterol-Befundes bei der Tour 2010 verurteilt. Der Gesamtsieg wurde ihm aberkannt. Sein Name war bereits 2006 auf einer Fuentes-Kundenliste aufgetaucht - dann aber unter ungeklärten Umständen verschwunden.

Carlos Sastre (Spanien), 2008: Er begann seine Karriere 1997 beim spanischen Team Once. Die Mannschaft wurde von Manolo Saiz geführt, neben Fuentes der Hauptschuldige der gleichnamigen Affäre um gepanschte Blutkonserven. Ermittlungen gegen Sastre gab es nie.

Oscar Pereiro (Spanien), 2006: Er erhielt sein Gelbes Trikot am Grünen Tisch, nachdem Landis des Testosteron-Dopings überführt worden war und schließlich auch gestand. Auch Pereiro war bei jener Tour positiv getestet worden, konnte aber bei einem späteren Verfahren ein Attest für das Asthmamittel Salbutamol vorweisen.

Lance Armstrong (USA), 1999 bis 2005: Ermittlungen der US-Anti-Doping-Agentur USADA ergaben, dass der Texaner jahrelang gedopt hat. Am 22. Oktober wurde Armstrong lebenslang gesperrt. Alle Tour-Siege wurden ihm aberkannt. In einem am 17. Jänner ausgestrahlten Interview gestand er, mit EPO, Eigenblut, Kortison und Wachstumshormonen gedopt zu haben. Wissenschaftlich war seit 2005 erwiesen, dass Armstrong zumindest 1999 bei seinem ersten Tour-Sieg EPO benutzte. Eine nachträgliche Analyse belegte das. Trotzdem gab es zunächst keine Sanktionen, weil es keine B-Probe mehr gab.

Marco Pantani (Italien), 1998: Der „Pirat“, der 2004 an einer Überdosis Kokain starb, musste sich in mehreren Dopingprozessen verantworten. 1999 wurde er als Führender im Rosa Trikot aus dem Giro d‘Italia genommen, nachdem bei ihm ein erhöhter Hämatokritwert nachgewiesen worden war. 2001 erhielt er eine sechsmonatige Sperre, nachdem eine Insulin-Spritze bei einer Razzia gefunden wurde. In Nachuntersuchungen wies eine Dopingprobe bei der Tour 1998 Spuren von EPO auf.

Jan Ullrich (Deutschland), 1997: Der erste und einzige deutsche Tour-Sieger wurde 2006 mit Fuentes in Verbindung gebracht und vom Team T-Mobile nicht zur Tour zugelassen. Die Staatsanwaltschaft Bonn hatte Ullrich danach nachgewiesen, Blut bei Fuentes gelagert und dafür bezahlt zu haben. Einen Prozess umging er, indem er einen sechsstelligen Betrag zahlte. Erst als der CAS Ullrich im Februar - fünf Jahre nach seinem Rücktritt - doch noch wegen Dopings verurteilte, räumte dieser Kontakt zu Fuentes ein. 2013 gab er dann auch Eigenblut-Behandlungen bei Fuentes zu. In Nachuntersuchungen wiesen Dopingproben bei der Tour 1998 Spuren von EPO auf.

Bjarne Riis (Dänemark), 1996: Der erste skandinavische Tour-Sieger gestand 2007, bei seinem Erfolg elf Jahre zuvor EPO, Wachstumshormone und Cortison benutzt zu haben. Der Rad-Weltverband UCI entschied: Wegen einer achtjährigen Verjährungsfrist kann dem jetzigen Teamchef von Saxo Bank-Tinkoff der Sieg nicht mehr aberkannt werden.

Miguel Indurain (Spanien), 1991 bis 1995: Der elegante Spanier wurde 1994 bei der Tour de L‘Oise positiv auf Salbutamol getestet. Das Mittel ist als Spray nur aus medizinischen Gründen erlaubt. Die Universitätsklinik Navarra bestätigte die Verschreibung.

Greg LeMond (USA), 1986, 1989, 1990: LeMond machte keine Doping-Schlagzeilen. 1989 siegte er mit acht Sekunden vor dem Franzosen Laurent Fignon. Es ist der bisher geringste Vorsprung in der Tour-Geschichte. 1987 wurde LeMond bei einem Jagdunfall von seinem Schwager lebensgefährlich verletzt. Dennoch gewann er noch zweimal.

Pedro Delgado (Spanien), 1988: Er durfte sein Gelbes Trikot nur behalten, weil das Verschleierungsmittel Probenicid damals zwar auf der Schwarzen Liste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), aber noch nicht bei der UCI stand. Das wurde kurz danach geändert.

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