Unternehmen

Alpine-Pleite: 82 Prozent haben laut Gewerkschaft wieder Job

Knapp 4000 ehemalige Alpine-Mitarbeiter haben wieder einen Arbeitsplatz. Alleine im Juni und Juli belaufen sich die Ansprüche der ehemaligen Mitarbeiter beim Insolvenzentgeltsfonds auf 52 Mio. Euro.

Wien/Wals - Mit heutigem Stichtag haben vorerst 3.919 oder 82 Prozent der insgesamt 4.905 ehemaligen Mitarbeiter der insolventen Alpine Bau wieder einen Job. Weitere 100 sind befristet noch bis zu drei Monate beim Masseverwalter Stephan Riel beschäftigt, um bei der Abwicklung der Masse aus der größten Pleite der zweiten Republik mitzuhelfen. Das verkündete Josef Muchitsch (SPÖ), Chef der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), am Donnerstag vor Journalisten in Wien. 200 von 1.400 Alpine-Baustellen sind vorerst allerdings noch offen.

Man sei zwar immer noch geschockt über die Pleite, „aber doch auch ein bisschen Stolz, dass knapp 4.000 Arbeitnehmer - ohne Weg zum Arbeitsamt - schon wieder arbeiten können“, sagte Muchitsch. Die Qualifikation der Ex-Alpine-Leute sei eine hohe, daher seien sie bei anderen Baufirmen sehr willkommen. Für die noch übrigen 986 ehemaligen Alpine-Mitarbeiter werde es „hoffentlich auch rasch wieder Jobs geben“, so Muchitsch. Ab August würden in allen Bundesländern in denen die Alpine tätig war - also allen außer Vorarlberg - Arbeitsstiftungen bereitstehen.

Wichtig scheint auch, dass es Ex-Alpine-Arbeitern, die nun wiederbeschäftigt sind - möglicherweise aber nach Abarbeitung einer übernommen Baustelle ihre Arbeit wieder los werden könnten - ein späterer Eintritt in diese Arbeitsstiftungen ermöglicht werde. „Dafür gibt es Zusagen“, so Muchitsch. Ob des geschnürten „Bau-Konjunkturpaketes“ zeigte er sich aber guter Hoffnung, dass nicht alle 986 die noch ohne Arbeit dastehen in die Stiftungen drängen würden. Der Gewerkschafter bedankte sich auch beim AMS, dass die 34 Betriebsversammlungen unterstützte, bei der Arbeiterkammer, dem Insolvenzentgeltfonds und beim Masseverwalter Riel, „der schnell, effizient und zielorientiert arbeitet“.

Bisher 52 Mio. Euro Mitarbeiterforderungen an Insolvenzfonds

Alleine im Juni und Juli belaufen sich die Ansprüche der ehemaligen Mitarbeiter beim Insolvenzentgeltfonds auf 52 Mio. Euro, sagte der Gewerkschaft-Bau-Holz-Sekretär Andreas Huss bei der Pressekonferenz. Insgesamt werden die Ansprüche an den Fonds 70 Mio. Euro übersteigen, so Muchitsch. Genau Zahlen würde es wegen noch erwarteter Bewegung erst Anfang August geben. Gestern war die einmonatige Behaltefrist für die Alpine-Leute ausgelaufen.

21 Mio. Euro der bisherigen Forderungen an den Fonds stammen aus dem Juni, 31 Mio. Euro aus dem Juli. Im Juni seien Abfertigungen für Ex-Angestellte in Höhe von 770.000 Euro bereits eingerechnet. In den Gesamtzahlen fehlen noch jene 100 Verwaltungsmitarbeiter, die noch beim Masseverwalter in Beschäftigung stehen. Etwaige Abfertigungen für Arbeiter werden von der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse getragen werden. Bis Oktober würden noch Ansprüche in geringeren Beträgen als im Juni und Juli dazukommen, die die Gesamtsumme auf mehr als 70 Mio. Euro treiben würden, wie es beim Pressegespräch hieß.

Bis Anfang August werde sich aber noch einiges tun, also werde es erst dann konkrete Zahlen geben. So wollten Unternehmen wie Swietelsky oder Habau noch bis zu 300 bzw. 150 Alpine-Leute übernehmen, „wenn die Baustellen frei werden“, so Huss. Auch würden in den kommenden Tagen weitere Alpine-Töchter - etwa die HZBau - verkauft werden.

Platz in Arbeitsstiftung kostet 9000 Euro

Daher könne auch noch nicht gesagt werden, wie viele Leute tatsächlich Arbeitsstiftungen beanspruchen werden. Ein Platz in einer Arbeitsstiftung wird jedenfalls mit Kosten von 9000 Euro berechnet. Dort sind Weiterbildungen und oder Umschuldungen vorgesehen.

Der ehemalige Zentralbetriebsratschef Hermann Haneder meinte, dass schon in einigen Tagen möglicherweise 90 Prozent der ehemaligen Alpine-Leute einen Job haben könnten. Laut Huss ist auch eine neue Firma aus der Alpine-Pleite entstanden: die RHZ Bau - laut Firmencompass über die BMG Mitarbeiterbeteiligungs GmbH unter anderen eine Schwester der Brandl Baugesellschaft m.b.H. - in Salzburg mit 180 Arbeitnehmern. „Auch das gibt‘s“, freute sich Huss.

Als Beispiel für die erfolgreiche Weitervermittlung nannte Muchitsch die Steiermark - obwohl dort zuvor noch die Übernahme des größten Teils des Alpine-Geschäfts durch die Baufirma Hinteregger & Söhne noch kurzfristig gescheitert war. Betroffen waren in der Steiermark 540 Alpine-Leute. „488 haben wir schließlich über unsere eigene Jobbörse im Internet vermittelt. Für die 52 Leute, die da noch kein Glück hatten, haben sich noch 27 interessierte Firmen gemeldet, die insgesamt 386 Mitarbeiter suchen“, so Muchitsch.

„Ein positives Zeichen für die heimische Bauwirtschaft“, kommentierte Haneder, der nach 28 Jahren als Alpine-Betriebsrat von einem „traurigen Abschied“ sprach. Er zeigte sich zuversichtlich, dass auch noch die bisher noch nicht weiterarbeitenden rund 900 ehemaligen Alpine-Mitarbeiter wieder Arbeit finden würden. (APA)